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[770] Paris, im Reifmond.


Paris, ich hab' es Ihnen schon gesagt, mein Freund, ist die Quelle der öffentlichen Meinung, das Herz der Republik und der Revolution. Vielleicht ließe es sich, sogar ohne Scherz, noch besser mit dem Magen vergleichen, wenn diese Idee auch schon Ihren Persiffleurs zu allerlei witzigen Einfällen Anlaß geben könnte. Mögen sie doch glauben, und ihrem Publikum weis machen, daß wir uns hier, wie die Spanischen Edelleute, die Zähne stochern, ehe wir zu Mittag gegessen haben! Wo man so viele Armseligkeiten glaubt, mag eine mehr leicht in den Kauf gehen. Aber wahr ist gerade das Gegentheil; nie[770] hat der Bürger in Paris besser gelebt als jetzt, da freilich nur Eine Art Brot gebacken wird, hingegen auf den mit Überfluß prangenden Märkten, keine Haushofmeister und Köche von reichen Prassern mehr zu sehen sind, die den Sanskülotten das Beste vor dem Munde wegzuschnappen pflegten. Der starke Gewinn des Handwerkers setzt ihn in Stand, sich mit einer gewählteren, wohlschmeckendern Kost als zuvor gütlich zu thun, und er genießt jetzt an seinen Festtagen um geringes Geld die Leckerbissen, die Eure reichsstädtischen Sardanapalen sonst mit Extrapost aus Frankreich verschrieben und unter dem Vorsitze der Göttin Dullneß verschlangen. Die köstlichen Weine aus Languedoc, Champagne und Bourgogne, die unsere Nachbarn uns sonst austranken, netzen jetzt nur republikanische Gaumen. Lord Howe mit seiner allmächtigen Flotte hat doch den Austern, Hummern und Steinbutten ihr Futter noch nicht abgeschnitten; wir fangen sie so fett und schmackhaft als je an unseren fischreichen Küsten. Unsere Bäuerinnen in der Normandie haben durch die Revolution die Kunst Kapaunen und Poularden zu stopfen, noch nicht verlernt. Die Ananas reifen nach wie vor in unseren Treibhäusern, und die Sonne hat uns dieses Jahr auch warm genug geschienen, um unsere unzähligen Obstsorten mit Würze, Saft und Kraft zu füllen. Die Natur scheint es nicht im geringsten übel zu nehmen, daß keine Dücs und Pairs, keine Generalpächter, sondern arme Sanskülotten ihre köstlichsten Erzeugnisse verzehren. Anstatt aber, daß vor diesem die wohlschmeckendsten Gerichte für den unersättlichen Schwelger durch den Mißbrauch ihren Reitz verloren, haben wir das Geheimniß gefunden, die Gaben unseres fruchtbaren Bodens ohne Überdruß zu genießen, indem wir mit Auswahl und Mäßigkeit nur die Feste des Vaterlandes und der Gastfreundschaft durch ihren Genuß erhöhen. An Werkeltagen genügt jedem sein Braten und ein Salat, der darum nicht schlechter schmeckt, daß ihn der letzte Erzbischof von Paris8 nicht zubereitet hat.

Paris – nicht wahr, Sie verzeihen mir meine Arabesken, wenn ich nur zuweilen auf das Hauptwort zurückkomme? – Paris[771] empfindet, denkt, genießt und verdauet für das ganze Land. Daher war in der That der Anschlag nicht so übel erdacht, im vorigen Jahre schnurstracks hierher zu marschiren und die Revolution zu ersticken, indem man Paris von der Erde vertilgte, oder wenigstens auf ein Paar Jahrhunderte, wie Antwerpen, in den kläglichen Zustand zwischen Leben und Tod versetzte Paris giebt den Ton an, nicht bloß wegen seiner Bevölkerung und Größe, sondern weil der Umlauf des Handels, der Ideen, der Menschen selbst, im Lande noch unbedeutend ist. Kaum der zwanzigste, vielleicht nicht einmal der dreißigste Einwohner Frankreichs kommt aus seiner Stelle; indeß in England wahrscheinlich der vierte Theil der ganzen Volksmenge wenigstens einmal im Jahre durch London getrieben wird, und dadurch einen Grad von Unabhängigkeit, von Übung und von Klarheit im Denken erlangt, den in Frankreich nur der Pariser haben kann. Schon unter der monarchischen Regierung lebte der Französische Adel und alles, was wohlhabend war, das ganze Jahr hindurch in Paris; da hingegen in England den Sommer über alles auf die Landgüter hinausströmt, und überall sein Interesse von dem der Stadt zu trennen weiß. Bei uns ist Paris der einzige Maßstab der Vollkommenheit, der Stolz der Nation, der Polarstern der Republik. Hier allein ist Bewegung und Leben, hier Neunheit, Erfindung, Licht und Erkenntniß Paris ist der Kommunikationspunkt zwischen allen übrigen Städten, zwischen allen Departementen der Republik; alles fließt hier zusammen, um erst von hieraus nach den Provinzen zurückzuströmen. Die Gesetze des Geschmacks und der Mode wurden seit einem Jahrhundert in Paris gegeben und promulgirt. Frankreich gehorchte ihnen wie Göttersprüchen; und ohne daß wir es verlangten, huldigte ihnen Europa. Noch jetzt wird ihre Oberherrschaft jenseits unserer Gränzen anerkannt, wie schon die bloße Existenz Eurer Modejournale beweisen muß, aber im Bezirke der Republik selbst gebietet jetzt Paris auf eine weit wirksamere Art: durch die Kraft der öffentlichen Meinung.

Wer der Revolution gefolgt ist, wird wissen, daß alle ihre Hauptereignisse in Paris angelegt und ausgeführt wurden. Das Pariser Volk war ein wirksames Instrument in den Händen derer, die es wagten, die Stimmung der Nation auf die[772] Probe zu stellen, und zuerst den Sinn der Menge laut auszusprechen. Nichts beweiset so sonnenklar und unwiderleglich die Reife der Franken für eine republikanische Verfassung, als der Umstand, daß die Hauptstadt, der Sitz des frechsten Luxus und des ungezähmtesten Sittenverderbnisses, bei diesem Umsturze der Monarchie den Ton angegeben hat. Allerdings mußten in diesem ungeheuern Sammelplatze des Reichthums, der Schwelgerei und des Egoismus, die Feinde der Revolution zahlreicher und durch ihre Vereinigung stärker, als in irgend einem andern Punkte des ganzen Landes seyn; und auf diese Art erklärt sich das Phänomen der ununterbrochenen Gährung, die in Paris, mehr oder weniger offenbar, seit dem Anfange der Sitzungen der ersten Nationalversammlung fortgedauert hat. Alles, was nur durch Ränke, Verschlagenheit, Verläumdung, Bestechung und Verführung, durch Bubenstücke und Abscheulichkeiten aller Art, verübt werden konnte, um der. Fortschritt des Freiheits- und Revolutions-Geistes zu hemmen: alles hat man versucht und mit unermüdetem Beharren angewendet; und alles hat gleichwohl die Überlegenheit derer, die das Gegentheil wollten, durch Kraft und Unerschrockenheit vereitelt.

Ohne hier den Werth der Revolutionsideen im geringsten untersuchen, und ihre Sittlichkeit nach konventionellen Vorstellungen abmessen zu wollen, (was überhaupt im ganzen großen Gange der Weltbegebenheiten so mißlich scheint) wird man mir zugeben müssen, daß die außerordentliche Verbreitung wissenschaftlicher Begriffe und Resultate in Paris, der Grund von jener großen Empfänglichkeit seiner Einwohner für Revolutionsideen geworden ist. Die Neu gier der Pariser ist viele Grade feiner und unterscheidender, als in irgend einem Winkel des ganzen Landes, und ihre Ausbildung durch den Umgang mit unterrichteten Leuten, und durch die Übung, im Schauspiel attische Feinheiten zu empfinden, übertrifft, im Ganzen genommen, Alles, was man sich vorstellen kann, ehe man hier gewesen ist und mit eigenen Augen gesehen hat. Jetzt insbesondere ist der Abstich durch die fünf Revolutionsjahre noch ungleich auffallender geworden. Des Morgens sieht man alle Hökerinnen auf der Straße über ihrem Kohlenfeuer sitzen und die Zeitungen lesen; des[773] Abends hört man in den Volksgesellschaften, in den Sektionsversammlungen Wasserträger, Schuhknechte und Karrentreiber von den Angelegenheiten ihres Landes, und von den Maßregeln des Augenblicks mit einer Bestimmtheit sprechen, die nur aus der einfachen Richtigkeit und Klarheit allgemein verbreiteter Grundbegriffe entspringen kann. Die Verbindungen, die mit einer geringen Anzahl von Ideen möglich sind, können eingeschränkte, einseitige Urtheile veranlassen; aber nur falsche oder Scheinbegriffe führen zu falschen Resultaten. Ein Kopf, den Moliere, Regnard, Destouches, Marivaux, Racine, Corneille und Voltaire zustutzen halfen, hat wenigstens die Wahrscheinlichkeit für sich, daß er Wahrheiten, wo nicht selbst kombiniren, doch von Anderen vorgetragen fassen und beherzigen werde. Nur in Einem Punkt irrte man sich hier durchgehends; man hatte sich von dem Joche der künstlichen und erlernten Unwissenheit schon so weit entfernt, daß man nicht mehr begriff, wie ein Kopf organisirt seyn müsse, dem ein Kapuziner alles in allem ist. Allein die Lektion des vorigen Winters hat diese überspannten Vorstellungen von der Empfänglichkeit der Nachbaren sehr herabgestimmt.

Paris wird, fürs Erste wenigstens, der Sitz der Regierung bleiben müssen. Das Föderalsystem des Amerikanischen Freistaates erlaubte dem Congreß öftere Veränderungen der Residenz, die bei den bisherigen Verhältnissen jenes so großen, aber auch so volksleeren Staats, dem Bunde noch unschädlich waren, und vielleicht zu seiner Befestigung dienen konnten. Daß man jetzt auf den Gedanken verfallen ist, eine eigene Congreß-Stadt zu erbauen, scheint mir die Unbeweglichkeit des Regierungssitzes nicht sicherer zu stellen. Das ganze Land muß sich der Bildung einer neuen Hauptstadt widersetzen wo sie aber einmal vorhanden ist, wird sie ein nothwendiges Übel, und das Wohl des Ganzen ist mit dem Wohle dieses ungeheuern Theiles so genau verflochten, daß der philosophischste Patriot auf seine Ideale Verzicht thun muß, um seinen Staat so zu modeln, wie es die gegebenen Umstände, die er nicht ändern darf, erfordern.

Dafür spielt nun auch, werden Sie mir einwenden, Paris im Staat eine Rolle, die sich das verzogenste Kind in einer Familie[774] nicht heraus nehmen dürfte, ohne wenigstens den Haß, den Neid, die Verwünschungen der übrigen auf sich zu laden. Es ist wahr, oft hat die Stimme der Pariser für die Stimme des ganzen Volkes gegolten; aber, bemerken Sie den Unterschied: das ganze Volk hat dieser Stimme Beifall gegeben, und alle Versuche, die Departemente mit Paris zu entzweien, sind jederzeit mißlungen. Übrigens ist eine halbe Million Menschen, die, so wie hier, auf einem kleinen Flecke versammelt ist, kein übles politisches Barometer. Die Frage, worauf es in Revolutionen ankommt, ist ja auch nicht die: hat dieser oder jener Theil des Volkes seine Rechte überschritten? sondern die: hat es durch eine solche Anmaßung im Staate herrschen, oder ihn nur aus augenblicklicher Gefahr retten wollen? Wer weiß nicht, daß der 31ste März und der 2te Junius das Werk der Pariser Commüne waren? Damals schien auf einen Augenblick das Ansehen und die Macht des National – Convents vor ihr zu verschwinden. Verschwunden waren sie wirklich, wie in dem Falle einer Krankheit die individuelle Größe des Patienten vor dem Arzte verschwindet. Allein der Kranke ist genesen, und steht in höherem Ansehen, also noch je zuvor; ja, sogar die Commüne von Paris selbst, die damals so viel auf ihre Verantwortung nahm, hat sich neuerlich schon ein paarmal unter die gewaltigere Hand des Convents beugen müssen. Kaum hatte Chaumette, der Gemeinde-Prokurator, vom Gemeinderathe den Schluß fassen lassen, daß alle Revolutionnair-Ausschüsse aus den acht und vierzig Sektionen sich zu einem gemeinschaftlichen Körper mit dem Gemeinderathe vereinigen und gemeinschaftlich mit ihm berathschlagen sollten, so schlug ein Dekret des Convents diese Central-Versammlung mit dem Anathema, das immer bereit ist, gegen jede Anhäufung untergeordneter Autoritäten geschleudert zu werden; und die Gemeinde von Paris, anstatt wie eine furchtbare Skolopender auf acht und vierzig Füßen zu laufen, ist vielmehr, wegen der Macht, die den Revolutionnair – Ausschüssen zugeordnet ist, in acht und vierzig unbedeutende Insekten zerschnitten worden, deren jedes sein Leben für sich hat. Chaumette, der außer dieser Lektion neuerlichst noch, wegen des mit großem Geräusch abgeschafften Katholicismus hart mitgenommen worden ist, hat die weiseste Parthei ergriffen,[775] sich in die Zeiten zu schicken und die Ruthe zu küssen. Seine Popularität in der Stadt war unbegränzt und ist noch jetzt sehr groß, ungeachtet des Stoßes, den sie erlitten hat. Sein Substitut, Hebert, der bekannte Verfasser des Blättchens, welches einen Tag um den andern unter dem Nahmen des Pere Duchesne herauskommt, steht ebenfalls noch auf den Füßen, wiewohl man ihm neulich von einer gewissen Seite sehr zu Leibe gewollt hat. Von Pache, dem Maire, spricht jedermann mit Ehrfurcht, wie von einem Manne, dessen Tugend die Probe schon bestanden hat, und allgemein anerkannt worden ist. Man versichert mir, daß man seine Bekanntschaft nicht mache, ohne sein Freund zu werden. Ein solcher Mann scheint geschaffen, der Revolution das Siegel der Vollendung und Vollkommenheit aufzudrücken, oder – – – – – – –

Eine Menge Menschen, die immer nur berechnen, was mit dem Überschusse von Leidenschaft anzufangen sey, der in diesem oder jenem Kopfe, in dieser oder jener Masse von Köpfen gährt, haben jetzt schon neue Spaltungen, neue Revolutionen, neue Koryphäen ersonnen, und wissen, als hätten sie es mit den auswärtigen Mächten abgeredet, genau zu bestimmen, wer zuerst werde springen, und wer zunächst werde folgen müssen. Wenn man sie anhört, und die Cascade von Partheien und Untergängen sich versinnlicht, so möchte man glauben, es wäre ganz darauf angelegt, noch den letzten von allen unseren fünf und zwanzig Millionen Patrioten durch die Guillotine aus dem Wege räumen zu lassen. Vor ein Paar Tagen noch hinterbrachte man mir, daß wir innerhalb zehn Monathen ein neues dénouement gewiß erfahren würden. Die Frist ist nicht übel, dachte ich, für Leute, die, wenn es wahr ist, keinen Augenblick ihres Lebens sicher zu seyn glaubten. Ich ahnde auch manchmal, daß es ohne manchen harten Kampf nicht abgehen wird; allein wer auf diese innerlichen Reibungen die ganze Hoffnung setzt, Frankreich wieder unter das Joch zu bringen, und ungequetscht davon zu kommen, – guter Himmel! – Nicht doch, Ihr Herren, Ihr schlagt die Volte falsch, wie Ihr möget. Paris ist immer unsere Karte, und Ihr habt verloren.

E. D.

Fußnoten

1 Daß die Gleichnisse hinken, hätte man nie bemerkt, wenn man nicht versucht hätte, sie gehen zu machen; das heißt, wenn man sie nicht aus ihrer natürlichen Lage gerissen und durch fortgesetztes Allegorisiren ihre wahre Bestimmung, als bloß erläuternde Bilder zu dienen, vereitelt hätte. Kein Mensch hat das Recht, mit einem Gleichnisse so widersinnig umzugehen, und ich darf hier wohl das meinige in Schutz nehmen A. d. Verf.


2 Lessing (In Ernst und Falk. Zweites Gespräch. Sämmtliche Schriften, Th. VII. S. 262.)


3 Sie trügen in diesem Punkte wirklich.


4 Ich muß hier mich selbst unterbrechen, um mir nicht zu widersprechen zu scheinen. Es kam mir ungerecht vor, daß man unsere Nation in Bausch und Bogen für verderbt erklären wollen, und hier mache ich einem ganzen Zeitalter, in Vergleich mit andern, denselben Vorwurf; ja wenn man sehr in mich dränge, könnte man mich wohl gar zu dem Geständnisse bringen, daß jene traurige, vereinzelnde Denkart in Frankreich vielleicht die größten, oder wenigstens die empörendsten, Fortschritte gemacht habe. – Wie denn nun? Bin ich wirklich mit mir selbst in Widerspruch? Keinesweges. Die Meinung, die ich bestreite, hält die Verderbtheit für die bittere Frucht der Revolution; ich hingegen glaube, daß eine allgemein gewordene selbstsüchtige Stimmung die Ursache der Revolution ist, und nur durch sie geheilt werden kann. Die Revolution hat vollkommen alle Zeichen einer heftigen Krankheit, wodurch die Natur den Körper eines fremdartigen oder verdorbenen Stoffs entledigt, der, in zu großer Menge abgeschieden, erst allgemeines Stocken, und hernach eben so allgemeine Auflösung verursacht. Dies ist in der That mehr als ein Vergleich; es ist Ähnlichkeit, Verwandtschaft, Übereinstimmung der materiellen mit der moralischen Natur, und des einzelnen Menschen mit der Gesellschaft.


5 Ich muß hier der gewöhnlichen, und oft absichtlichen Mißdeutung dieses Princips erwähnen. – »Alle Menschen wären gleich? Wie absurd! Sind sie nicht groß und klein, schwarz und weiß, stark und schwach, klug und dumm? u.s.f. und sind nicht körperliche und geistige Eigenschaften überall in ungleichem Maße vertheilt?« – Richtig; aber auf Erhaltung und die dazu erforderlichen Mittel ist doch eines jeden Anspruch vor der Natur, die ihm das Daseyn schenkte, von gleicher Gültigkeit. Außer dieser narürlichen Gleichheit, die er mit allen Erdenwesen gemein hat, ist jeder als vernünftiges, der Vervollkommnung fähiges Wesen sich selbst sein eigner Zweck, er mag begabt und aus gestattet seyn, wie er will; diese unveräußerliche moralische Gleichheit, unveräußerlich, weil niemand, wo es auf Ausbildung ankommt, des Andern Stelle vertreten kann, stellt über ihre Rechte die Gesellschaft eben zum Hüter. – Ich nehme übrigens die so genannten Tafeln der Menschheitsrechte nicht in Schutz; und ob ich mich gleich des Ausdrucks: Rechte, noch der Gewohnheit halber bediene, so scheint mir doch Godwin richtig zu behaupten, daß das moralische Wesen nur Pflichten hat. C. Enquiry concerning political justice, pag. 112.


6 Es ist wenigstens höchst wahrscheinlich, daß der Graf von Provence (Monsieur) mit in den Plan zu einer Gegen-Revolution verwickelt war, um dessentwillen der Marquis von Favras schon im Februar 1790 gehängt wurde.


7 Dies behauptet öffentlich im Druck ein gewisser emigrirter Abbé Talbert, der in Neckers Nahmen an Mallet du Pan schreibt und sich rühmt, die Revolution könne gegen ihre Machinationen nicht bestehen.


8 Selbst Mr. de Juigné hatte ein Talent! Er machte den besten Salat. Mit einer solchen Eigenschaft kommt man sicher auf die Nachwelt!


Quelle:
Georg Forster: Werke in vier Bänden. Band 3, Leipzig [1971].
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