Der Fortsetzung erstes Stück.


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Noch vor der Ausgabe der dritten Sammlung verloren die Briefe über die Merkwürdigkeiten der Litteratur zween ihrer Verfasser1 durch den Tod; und die übrigen zween merkten bald, daß es ihnen schwer fallen würde, ein Werk, das so glücklich gewesen war, Cabalen, aber auch den Beyfall unverdächtiger Kenner zu verdienen, mit dem wenigen, was sie von ihrer Musse dazu hergeben konnten, so zu behaupten, wie sie wünschten. Sie waren sogleich geneigter, aufzuhören, als fortzufahren; und da sie nachher gewissermassen schon aufzuhören geschienen hatten: so würden sie sich dieses Vortheils bedient haben, wirklich aufzuhören; wenn nicht zu den schmeichelhaften Anfoderungen einiger vortrefflichen Männer noch der zu wichtige Bewegungsgrund[293] hinzu gekommen wäre, sich, durch Beyträge dieser Gelehrten selbst, die Fortsetzung nun erleichtert zu wissen.

Uebrigens hat man eine kleine Veränderung des ersten Entwurfs nöthig gefunden, welche der Leser vermuthlich billigen wird: ausser der freyen Briefform, die sich von blossen und mancherley Liebhabern der Litteratur herschrieb, noch die ausgearbeitetern Gattungen des Vortrages zuzulassen. Man hoft durch diese Veränderung Gelegenheit zu erhalten, sich nicht nur dem Tone der Materie oft besser bequemen zu können, als bey jener Anlage möglich war, sondern auch beydes in der Wahl der Sachen und ihrer Zusammensetzung mannigfaltiger zu seyn.


Vom Sylbenmaasse. Aus dem ersten
und zweyten Gespräche.

Einige von Klopstocks Lesern haben gewünscht, daß die Ausgabe der Abhandlung vom Sylbenmaasse beschleunigt werden möchte, weil ihnen der Abschnitt vom deutschen Hexameter, der vor dem dritten Bande des Messias steht, noch Schwierigkeiten macht. Etwas beschleunigen, dessen Werth grössesten Theils von Enthaltung der Eile abhängt, ist so eine Sache. Das Einzige, wozu Klopstock sich itzt verstehen kann, ist, seinem Fragmente hier noch Eins und Andres, tiefer von dem Grundstücke des Baues hergenommen, hinzuzufügen.

Der Herausgeber.


[S. Klopstocks Werke XV. 225 ff.]

1

Wir haben das Andenken unsrer verstorbnen Mitverfasser zu lieb, sie nicht noch nach ihrem Tode zu nennen. Der Eine, Etatsrath Fleischer, hat durch ein reiches Naturalien-Cabinet, das er nach England verschenkte, zuerst mit den Grund zu dem grossen Werke der Ornithographie gelegt, welches seit einigen Jahren daselbst herauskömmt. In seinem Vaterlande machte er sich, als Hauptverfasser derjenigen dänischen Sammlung von Schriften, wovon man in dem fünf und zwanzigsten unsrer Briefe eine Beurtheilung gelesen hat, um die Ausbreitung des Geschmacks verdient. Der Andre, Oberkriegscommissar Kleen, ist in Deutschland durch die Uebersetzung eines Gedichts von Tullin bekannt geworden. Wie viel Antheil der Eine und der Andre an unsren Briefen gehabt, wird sich in dem allgemeinen Verzeichnisse am Schlusse der ganzen Sammlung ausweisen.

Quelle:
Heinrich Wilhelm Gerstenberg: Briefe über die Merkwürdigkeiten der Litteratur, Stuttgart 1890, S. 290-295.
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