II Abschnitt.
Von den Vergleichungsstaffeln (gradibus comparationis) der Beywörter.

[304] 1 §.


Unsere Gedanken bleiben nicht allemal dabey stehen, daß wir die Eigenschaften der Dinge erkennen; und sie ihnen entweder beylegen, oder absprechen: wir vergleichen sie auch mit den Eigenschaften anderer Dinge, und beurtheilen ihr Verhältniß gegen einander. Z.E. Cajus ist gelehrt; Kleopatra schön; Penelope tugendhaft: allein Titius ist noch gelehrter, Helena schöner, und Lucretia tugendhafter; als jene. Dieses ist also eine Art der Vergleichung, wodurch ich die Gelehrsamkeit, Schönheit und Tugend dieser Personen eine Stufe höher setze. Zuweilen aber dünket es uns, daß diese Eigenschaften bey jemanden den allerhöchsten Grad erreichet haben; und alle übrige Dinge von der Art übertreffen. Daraus entsteht eine neue Vergleichungsstaffel; z.E. der gelehrteste Mann, die schönste Frau, das tugendhafteste Fräulein.

2 §. Wir zählen also bey unsern Beywörtern, wie in andern Sprachen, drey Vergleichungsstaffeln: die erste Staffel (POSITIVUS GRADUS) ist, wenn man der Sache eine Eigenschaft schlechtweg beyleget: als Hektor ist tapfer. Die zweyte Staffel (COMPARATIVUS) ist, wenn man etwas, in Vergleichung des vorigen, eine Stufe höher setzet; als Achilles ist tapferer. Die dritte Staffel (SUPERLATIVUS)[304] endlich ist, wenn man einem Dinge den höchsten Gipfel einer Eigenschaft beyleget: Alexander ist der tapferste. Aus diesen Beyspielen sieht man wohl, daß wir im Deutschen durch zwo Syllben, die dem ersten Beyworte gemeiner Bedeutung beygefüget werden, diese Art steigender Gedanken ausdrücken, nämlich durch er, und ster, oder ste: als groß, größer, der größeste; schön, schöner, der schönste1.

3 §. So sehen die steigenden Beywörter aus, wenn sie ohne das Geschlechts- und Hauptwort gebrauchet werden: etwas anders werden sie gebildet, wenn man diese hinzusetzet. Denn da bey dem unbestimmten Geschlechtsworte, ohne dieß schon bey dem männlichen Geschlechte ein er, stund: so muß dasselbe bey der zweyten Vergleichungsstaffel verdoppelt, und auch bey den übrigen etwas verändert werden. Wir müssen davon ein Muster geben:


Ein großer, ein größerer, der größte Mann.
Eine schöne, eine schönere, die schönste Frau,
Ein wildes, ein wilderes, das wildeste Thier.

Mit dem bestimmten Geschlechtsworte aber geht es so:


Der reiche, der reichere, der reicheste Fürst.
Die gnädige, die gnädigere, die gnädigste Fürstinn.
Das glückliche, das glücklichere, das glücklichste Volk.

[305] 4 §. Von der ersten Staffel dörfen wir darum hier nichts mehr sagen: weil alle Beywörter, wovon wir bisher geredet haben, dergleichen vorstellen können. Bey der Bildung der zweyten und dritten Staffel, ist außer den Endungen, noch zu bemerken, daß die Selbstlauter a, o, und u, in der Hauptsyllbe des Beywortes, sich darinnen in ä, ö, und ü, verwandeln. Z.E.


Alt, älter, der älteste.
arm, ärmer, der ärmste.
bang, bänger, der bängste.
blaß, blässer, der blässeste.
dumm, dümmer, der dümmste.
fromm, frömmer, der frömmste.
gesund, gesünder, der gesündeste.
grob, gröber, der gröbste.
groß, größer, der größeste.
hart, härter, der härteste.
hoch, höher, der höchste.
kalt, kälter, der kälteste.
krank, kränker, der kränkeste,
krumm, krümmer, der krümmste.
kurz, kürzer, der kürzeste.
lang, länger, der längste.
nah, näher, der nächste.
plump, plümper, der plümpeste.
roth, röther, der rötheste.
schwach, schwächer, der schwächste.
schwarz, schwärzer, der schwärzeste.
stark, stärker, der stärkeste.
stolz, stölzer, der stölzeste.
voll, völler, der völleste.
warm, wärmer, der wärmste.

Herzhaft, behält also sein a, wie grausam; weil es nicht in der Hauptsyllbe steht: wie denn auch in den vielsyllbigen diese Veränderung unterbleibt: als, gebogen, gebogener, der gebogenste. Die übrigen aber, die in der ersten Staffel schon entweder diese, oder andere Doppellaute, oder andere Selbstlauter[306] haben, behalten dieselben in allen drey Staffeln unveränderlich; als


blau, blauer, das blaueste,
bös, böser, das böseste.
derb, derber, das derbeste.
frey, freyer, das freyeste.
früh, früher, das früheste.
grau, grauer, das graueste.
hübsch, hübscher, das hübscheste.
klein, kleiner, das kleineste.
schlecht, schlechter, das schlechteste.
schön, schöner, das schönste.
schlimm, schlimmer, das schlimmeste.
spät, später, das späteste.
wild. wilder, das wildeste.

[307] 5 §. So sehen die Vergleichungsstaffeln aus, wenn sie richtig gehen: allein es giebt auch einige unrichtige, die nicht bey den Regeln bleiben. Z.E.


Bald, eher, am ehesten.
Gern, lieber, am liebsten.
Gut, besser, am besten.
Viel, mehr, am mehresten, oder meisten.

Vielleicht kömmt aber die Unordnung daher, daß die erstern Staffeln dieser Wörter, mehr für Nebenwörter, als für Beywörter zu halten sind. Daher hätte man sagen können, dieser Wörter Vergleichung wäre mangelhaft (DEFECTIVA); indem ihnen die erste Staffel fehlete; an deren Stelle denn nur ein Nebenwort genommen würde. Wenigstens geht es mit minder und am mindesten so: denn hier muß man den Mangel der ersten Staffel mit wenig ersetzen, welches doch sonst seine regelmäßige Stuffen behält,


wenig, weniger, am wenigsten.

Das Wort der letzte, ist zur dritten Staffel zu zählen, der aber im Deutschen die erstern beyden mangeln. Die Engländer und Niedersachsen haben alle drey, LATE, LATER, THE LATEST3.[308]

6 §. Man wird oben bemerket haben, daß in der höchsten Staffel, das e bald geblieben, bald ausgelassen und verbissen worden. Dieses geschieht, nachdem der Wohlklang es erfodert. Denn wo gelinde Mitlauter vor dem ste zu stehen kommen, da läßt man es aus: wie in länger, der längste; lieber, der liebste; schöner, der schönste, u.d.gl. Wo aber harte Buchstaben damit zusammen treffen, da behält man das e; als der beliebteste, schärfeste, lauteste, wi ldeste, schlechteste: dahin man auch größeste rechnen muß, wenn man es regelmäßig schreiben will; ob man es gleich meistentheils verkürzet, und der größte, zu schreiben pflegt4. Eben so geht es mit andern, die auf beyderley Art, zumal von Dichtern, gebrauchet werden, nachdem sie eine Syllbe mehr oder weniger nöthig haben: z.E. der treueste, freyeste, und treuste, freyste, u.s.w. Anstatt dieses e aber ein i zu setzen, als geehrtiste, werthiste, ist in der guten Mundart nicht erlaubet5.

7 §. Übrigens giebt es auch noch Zusätze zu den beyden letzten Staffeln, die ihre Bedeutung entweder etwas vermindern oder erhöhen. Bey der zweyten sind es die Wörterchen, etwas, oder ein wenig besser, noch größer, viel klüger, ungleich besser, um ein großes schöner, u.d.gl.[309] bey der letzten aber das Wort aller; als, das beste, das allerbeste. Mit mehr und minder aber die zweyte Staffel zu bilden, wie einige französirende Schriftsteller einführen wollen, als mehr schön, minder gelehrt; das ist undeutsch, und kaum einem Dichter, um des Syllbenmaaßes wegen, zu verstatten6. Warum spricht man nicht lieber: nicht so gelehrt, als etc.

8 §. Was nun endlich die Abänderung der zwo letzten Vergleichungsstaffeln der Beywörter betrifft, so ist zu merken: daß die erstere, oder mittlere, nach Art der schlechten Beywörter, sowohl mit dem unbestimmten, als bestimmten Geschlechtsworte abgeändert werden kann. Das erste sieht so aus:


Einfach.


Ein lieberer Mann, Eine liebere Frau, Ein lieberes Kind.
eines liebern, einer liebern, eines liebern,
einem liebern, einer liebern, einem liebern,
einen liebern, eine liebere, ein lieberes,
o du lieberer, o du liebere, o du lieberes,
von dem liebern, von der liebern, von dem liebern.

Vielfach.


Liebere Männer, Frauen, Kinder,
lieberer Männer, Frauen, Kinder,
liebern Männern, Frauen, Kindern,
liebere Männer, Frauen, Kinder,
o ihr liebern Männer, Frauen, Kinder,
von liebern Männern, Frauen, Kindern.

9 §. Wie nun dieses von den obigen Mustern fast in nichts abgeht: also ist es auch mit dem bestimmten Geschlechtsworte. Ein Beyspiel machet die Sache klar;


[310] Einfach.


Der höhere Berg, Die höhere Macht, Das höhere Haus,
des höhern, der höhern, des höhern,
dem höhern, der höhern, dem höhern,
den höhern, die höhere, das höhere,
o du höherer, o du höhere, o du höheres,
von dem höhern, von der höhern, von dem höhern.

Vielfach.


Die höhern Berge, Mächte, Häuser,
der höhern Berge, Mächte, Häuser,
den höhern Bergen, Mächten, Häusern,
die höhern Berge, Mächte, Häuser,
o ihr höhern Berge, Mächte, Häuser,
von den höhern Bergen, Mächten, Häusern.

10 §. Die dritte Art der Abänderung, ohne alle Artikel, hat hier gleichfalls statt. Denn wenn man sie zu solchen Hauptwörtern setzet, die an sich ohne Geschlechtswort gebrauchet werden können: so können sie sich denenselben auch bequemen, nur daß der letzte Buchstab des Geschlechtswortes an das Beywort gehenket wird. Z.E.


stärkerer Wein, bessere Butter, feineres Papier,
stärkeres Weines, besserer Butter, feineres Papieres,
stärkerem Weine, besserer Butter, feinerm Papiere,
starkern Wein, bessere Butter, feineres Papier,
stärkerer Wein, bessere Butter, feineres Papier,
von stärkeren Weine. besserer Butter. feinerm Papiere.

Endlich kann man auch die mittlere Vergleichungsstaffel, sowohl als die andern Beywörter, nach ihren Hauptwörtern, in allen Zahlen, Geschlechtern und Endungen, ganz unabänderlich brauchen. Z.E. Der Vater ist weiser, als der Sohn; die Mutter ist klüger, als die Tochter; das Haus ist größer, als die Hütte; oder auch: die Stoiker waren weiser, als die Epikurer; die Griechen waren gelehrter, die Deutschen aber sind tapferer, als die Römer.[311]

11 §. Mit der dritten Vergleichungsstaffel ist es etwas anders. Denn fürs erste leidet sie den unbestimmten Artikel nicht: welches die Natur der Gedanken so mit sich bringt. Man kann nämlich nicht sagen: ein gelehrtester Mann: sondern weil das höchste in jeder Art nur ein einziges bestimmtes Ding seyn muß: so muß man allemal sagen, der gelehrteste Mann; gleichsam, als ob man mit dem Finger auf ihn wiese7. Da geht nun die Abänderung so vor:


Einfach.


Der kürzeste Weg, Die kürzeste Zeit, Das kürzeste Holz,
des kürzesten, der kürzesten, des kürzesten,
dem kürzesten, der kürzesten, dem kürzesten,
den kürzesten, die kürzeste, das kürzeste,
o du kürzester, o du kürzeste, o du kürzestes,
von dem kürzesten. von der kürzesten. von dem kürzesten

Vielfach.


Die kürzesten Wege, Zeiten, Hölzer,
der kürzesten Wege, Zeiten, Hölzer,
den kürzesten Wegen, Zeiten, Hölzern,
die kürzesten Wege, Zeiten, Hölzer,
o ihr kürzesten Wege, Zeiten, Hölzer,
von den kürzesten Wegen. Zeiten. Hölzern.

12 §. Noch eine Art der Erhöhungsstaffeln giebt es bey den deutschen Beywörtern, durch die Zusammensetzung mit andern Wörtern, die sich dazu schicken. Z.E.


alt, steinalt, elend, höchstelend,
arm, bettelarm, gelehrt, grundgelehrt,
bekannt, weltbekannt, gerad, schnurgerad,
bitter, gallenbitter, hart, steinhart,
blind, stockblind, hoch, himmelhoch,
dumm, erzdumm, kalt, eiskalt,

[312]
klar, sonnenklar, still, stockstill, auch
mager, hundmager, still, mausestill,
nackt, fingernackt, süß, honigsüß,
nackt, fasennackt, toll, rasend toll,
sauer, blutsauer, weiß, hagelweiß,
sauer, eßigsauer, weiß, schneeweiß,
schön, wunderschön, wenig, blutwenig.
schwarz, pechschwarz,

imgleichen durch gewisse steigende Nebenwörter: als


beliebt, hochbeliebt, höchstbeliebet;
berühmt, sehr berühmt, überaus, ungemein berühmt;
erfahren, besonders, und über die maßen erfahren;
schlecht, gar schlecht, unerhört schlecht;
schön, besonders schön. unglaublich schön, u.d.gl.

Wie man nun bey dem ersten wohl sieht, daß alle die Vergrößerungen nur die dritte und höchste Vergleichungsstaffel ausdrücken, also drücken die letztern, alle drey Staffeln nach einander aus. Man hüte sich dabey nur, daß man nicht widersinnische Worte zusammen nehme: als, entsetzlich schön: abscheulich gelehrt; grausam beliebt; oder erbärmlich schön8.


13 §. So viel ist indessen gewiß, daß nicht alle Beywörter eine Vergrößerung in solchen Staffeln annehmen können; theils weil die Begriffe keine Erhöhung leiden, theils weil ihre Endsyllben es nicht zulassen, daß noch ein er, oder ste[313] angehängt wird. Z.E. ledern, hölzern, papieren, eisern, u.d.gl. leiden es nicht, daß man sage, lederner, der ledernste; hölzerner, der hölzernste; papierner, der papierenste; oder eiserner, der eisernste. Die Zahl derselben ist aber nicht leicht zu bestimmen. Die gesunde Vernunft muß einen lehren, wo das erste nicht thulich ist: so wie das Gehör den Ausspruch thut, wo das letztere nicht angeht. Z.E. von mächtig, prächtig, kann man wohl sagen, mächtiger, prächtiger, der mächtigste, prächtigste: aber man kann darum nicht sagen, ein mächtiger, ein mächtigerer, prächtigerer, weil solches übel klingt. Das übrige kömmt bey den Nebenwörtern vor.

Fußnoten

1 Unsere Sprache hat also einen großen Vorzug, in der Kürze dieser Bildung der Vergleichungsstaffeln, vor der französischen. Diese nämlich kann nichts ohne den Zusatz ganz neuer Wörter bilden; z.E. SAVANT, PLUS SAVANT, LE PLUS SAVANT; BELLE, PLUS BELLE, LA PLUS BELLE; VERTUEUSE, PLUS VERTUEUSE, LA PLUS VERTUEUSE; welches denn viel Umschweife im Reden giebt. Eben so ist es im Wälschen beym COMPARATIVO; DOTTO, PIU DOTTO; BELLA, PIU BELLA; und im Engländischen auch mit dem SUPERLATIVO; MORE LEARNED, MOST LEARNED, MOST HONOURED. Nur in wenigen hat dieses den Vortheil seiner Mutter, der deutschen Sprache, beybehalten, als FAIR, FAIRER, THE FAIREST; GREAT, GREATER, THE GREATEST.


2 In einigen Landschaften spricht man auch bey spät und früh, in der ersten Staffel spat und fruh. Es ist auch dieses der Analogie nicht zuwider, wenn sie nur, in den beyden folgenden Staffeln hernach das ä, und ü, brauchen. Nur folgende scheinen eine Ausnahme von der obigen Regel der Verwandlung zu machen; denn es heißt davon:


bunt, bunter, der bunteste,
gerad, gerader, der geradeste,
hohl, hohler, der hohleste,
lahm, lahmer, der lahmeste,
los, loser, der loseste,
rund, runder, der rundeste,
sanft, sanfter, der sanfteste,
schlank, schlanker, der schlankeste,
straff, straffer, der straffeste,
stumm, stummer, der stummeste,
toll, toller, der tolleste,
zahm, zahmer, der zahmeste.

Spricht man aber in andern plattdeutschen Landschaften von dumm, plump, und stolz, dummer, plumper, und stolzer, der dummste, plumpeste und stolzeste; so wird ihre böse Gewohnheit im Hochdeutschen kein Ansehen fodern können: so wenig eines Hochdeutschen Mundart, ihr Plattdeutsches ändern kann. Sie müssen sich nach den hochdeutschen Landschaften richten.


3 Eben so hat vermuthlich bey den Alten das besser, seine erste Staffel baß, gehabt, davon hernach besser, und der beste, gebildet worden. Vielleicht sollte man diesem Ursprunge zufolge, das ä, sowohl aus diesen Wörtern, als aus letzte, nicht wegwerfen. In einem alten Gedichte, Pauper Henricus, vom Laufe der Welt, 1536, finde ich auch das a.


Sind doch ein Theil grobe Fantasten,

Haben yhr Handwerk nicht am basten

Gelernet noch gemerket eben,

Vnd lassen yhn doch Weyber geben.


Indessen ist es gewiß, daß man das baß bey den Alten auch als einen COMPARATIVUM gebrauchet findet.


4 Ein anders wäre es, wenn ein Wort einen gar zu wunderlichen Klang bekommen würde. Z.E. gesittet, gesitteter, der gesitteteste. Hier wirft man lieber das e heraus, gesittetste. Das t aber mit wegzuwerfen, gesitteste, würde nicht gut klingen: weil man die Mitlauter im Deutschen bey Zusammenziehungen beybehält. Z.E. leidest, leidst, leidet, leidt, nicht leid, auch nicht leit. In größeste, größte, besseste, beste, wird das ß oder s, nur darum ausgelassen, weil es unmöglich ist, drey s hintereinander auszusprechen.


5 Wegen des h ist noch zu merken, daß selbiges in der dritten Staffel, bisweilen in ein ch verwandelt wird, als der nahe, der nähere, der nächste: so wie hingegen auch das ch zuweilen in der zweyten Staffel zum h wird, als hoch, höher, nicht höcher, der höchste, nicht höheste: ob man gleich auch in der ersten Staffel saget, der hohe.


6 Man hat mir die Einwendung gemachet, daß man gleichwohl sagen könne: Karl der XII war mehr tapfer, als weise. Dieses gebe ich, meiner Regel unbeschadet, zu. Denn dieses heißt nicht FORTIOR, QUAM SAPIENS; sondern, FORTIS POTIUS, QUAM SAPIENS.


7 Bey Gott allein scheint es anzugehen, wenn man saget: Er ist ein höchstes Gut, ein vollkommenstes Wesen, ein allerhöchster König. Doch ist es nicht recht gewöhnlich. Du allerhöchster! ist SUBSTANTIVE genommen, und ohne Geschlechtswort.


8 Brokes hat diesen Ausdruck in seiner Paßion gebrauchet, und einige haben wunder! was schönes darinn finden wollen. Aber ohne Grund. Denn solche Zusätze von Nebenwörtern, bestimmen nicht den Verstand des Hauptwortes, sondern des nächst dabeystehenden Beywortes. Z.E. ein trefflich gelehrter Mann heißt nicht, einen trefflichen und gelehrten Mann; sondern einen Mann dessen Gelehrsamkeit vortrefflich ist. So würde denn erbärmlich schön, eine Person bedeuten, deren Schönheit erbärmlich wäre; welches aber ungereimt seyn würde.[314]


Quelle:
Johann Christoph Gottsched: Ausgewählte Werke. 12 Bände, Band 8, Berlin und New York 1968–1987, S. 304-315.
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