[99] 1.
Lob' Ehr' und Preiß/
Ich dir erweiß
JESU du Cron der Ehren!
Weil deine Gunst/
Und Liebes-Brunst/
Sich Zeit für Zeit vermehren.
2.
Du hast den Tag
Der grimmen Plag
Gantz brüderlich gewehret/
Daß kein Unglück/
Noch Hohn noch Tück/
Der Feinde mich gefähret.
3.
Erscheine mir
O meine Zier
Auch diese Nacht in Gnade/
Daß keine Noth
Noch Fall noch Todt
Dem dir Vertrauten schade.
4.
Ich lege mich
Mein Heil auf dich
Und ruh' in deinen Wunden
Mein Hertz verbleib
Wach; ob den Leib
Gleich hält der Schlaff gebunden.
5.
Ich kan ja nicht
Ohn dich mein Licht
Die schwere Zeit hinbringen!
Es würde leicht
Der um uns schleicht
Dein schwaches Kind bespringen.
6.
Mit Macht und List
Ist er gerüst
Reiß mich aus seinen Klauen.[100]
Laß mich gesund
Die Morgen-Stund
Durch deinen Beystand schauen.
7.
Mein Geist und Blut/
Und Haab und Gut
Sey deiner Treu ergeben!
Ich bleibe dein:
Du bleibest mein/
In Sterben und im Leben.
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Die 1897 entstandene Komödie ließ Arthur Schnitzler 1900 in einer auf 200 Exemplare begrenzten Privatauflage drucken, das öffentliche Erscheinen hielt er für vorläufig ausgeschlossen. Und in der Tat verursachte die Uraufführung, die 1920 auf Drängen von Max Reinhardt im Berliner Kleinen Schauspielhaus stattfand, den größten Theaterskandal des 20. Jahrhunderts. Es kam zu öffentlichen Krawallen und zum Prozess gegen die Schauspieler. Schnitzler untersagte weitere Aufführungen und erst nach dem Tode seines Sohnes und Erben Heinrich kam das Stück 1982 wieder auf die Bühne. Der Reigen besteht aus zehn aneinander gereihten Dialogen zwischen einer Frau und einem Mann, die jeweils mit ihrer sexuellen Vereinigung schließen. Für den nächsten Dialog wird ein Partner ausgetauscht indem die verbleibende Figur der neuen die Hand reicht. So entsteht ein Reigen durch die gesamte Gesellschaft, der sich schließt als die letzte Figur mit der ersten in Kontakt tritt.
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