[Lob' Ehr' und Preiß]

[99] 1.

Lob' Ehr' und Preiß/

Ich dir erweiß

JESU du Cron der Ehren!

Weil deine Gunst/

Und Liebes-Brunst/

Sich Zeit für Zeit vermehren.


2.

Du hast den Tag

Der grimmen Plag

Gantz brüderlich gewehret/

Daß kein Unglück/

Noch Hohn noch Tück/

Der Feinde mich gefähret.


3.

Erscheine mir

O meine Zier

Auch diese Nacht in Gnade/

Daß keine Noth

Noch Fall noch Todt

Dem dir Vertrauten schade.


4.

Ich lege mich

Mein Heil auf dich

Und ruh' in deinen Wunden

Mein Hertz verbleib

Wach; ob den Leib

Gleich hält der Schlaff gebunden.


5.

Ich kan ja nicht

Ohn dich mein Licht

Die schwere Zeit hinbringen!

Es würde leicht

Der um uns schleicht

Dein schwaches Kind bespringen.


6.

Mit Macht und List

Ist er gerüst

Reiß mich aus seinen Klauen.[100]

Laß mich gesund

Die Morgen-Stund

Durch deinen Beystand schauen.


7.

Mein Geist und Blut/

Und Haab und Gut

Sey deiner Treu ergeben!

Ich bleibe dein:

Du bleibest mein/

In Sterben und im Leben.

Quelle:
Andreas Gryphius: Gesamtausgabe der deutschsprachigen Werke. Band 3, Tübingen 1963, S. 99-101.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Lessing, Gotthold Ephraim

Miß Sara Sampson. Ein Trauerspiel in fünf Aufzügen

Miß Sara Sampson. Ein Trauerspiel in fünf Aufzügen

Die tugendhafte Sara Sampson macht die Bekanntschaft des Lebemannes Mellefont, der sie entführt und sie heiraten will. Sara gerät in schwere Gewissenskonflikte und schließlich wird sie Opfer der intriganten Marwood, der Ex-Geliebten Mellefonts. Das erste deutsche bürgerliche Trauerspiel ist bereits bei seiner Uraufführung 1755 in Frankfurt an der Oder ein großer Publikumserfolg.

78 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon