Lied/ Von dem Erndmonat/ oder August

[37] Nach der Stimme: Jesu/ der du meine Seele/ etc.


1

Nun die Sonnenstrahlen weichen/

und die Tage nehmen ab/

weil auch in dem Jungfer-Zeichen

reiffen unsrer Felder Gab:

mitten in den schweren Garben

prangen mancher Blumen Farben/

und die Kühlung dieser Zeit

lindert alle Mattigkeit.


2

Wie Gott wolt die Erstling haben

zu dem Opffer und Altar/

und ob solchen freyen Gaben

krönte Gott der Herr das Jahr:

also last uns Ihm lobsingen/

und der Lippen Opffer bringen/

daß die Andacht im Gebet

unsre Felder mache fett.


3

Wer versaumt die Frücht der Erden/

und schläfft zu der Ernde Zeit/[38]

der wird bald ein Bettler werden

ob der trägen Lässigkeit:

Müh und Arbeit bringet Segen/

und ernehrt uns allerwegen;

ja/ der Schweiß im Angesicht

süsset jedes Feldgericht.


4

Hierbey lasset uns betrachten/

daß die Kirchen-Ernde groß:

wenig/ die der Arbeit achten/

wehren da deß Unkrauts Schoß.

So lasst uns den Herren flehen/

daß Er woll das Elend sehen/

senden treuer Schnitter Schaar/

die der Ernde nehmen wahr.


5

Unser Land ist so gepflüget/

und gedeyet fort und fort/

daß es andre reich vergnüget/

auch an weit entlegnem Ort/

wo die Hungersplage drücket;

unser Überfluß erquicket:

darum wir zu aller Zeit

preisen Gottes Gütigkeit.[40]


6

Alle Freude dieser Zeiten/

aller Schnitter Jubelschall

heist uns gleicherweis bereiten

zu des Himmels Freudenmahl.

Die mit Blut besprengten Farben

bringen edle Himmelsgarben.

Welcher sät Gerechtigkeit/

erndet Freude nach dem Leid.

Quelle:
Georg Philipp Harsdörffer: Christliche Welt- und Zeitbetrachtungen. München 1962, S. 37-41.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Aristophanes

Die Vögel. (Orinthes)

Die Vögel. (Orinthes)

Zwei weise Athener sind die Streitsucht in ihrer Stadt leid und wollen sich von einem Wiedehopf den Weg in die Emigration zu einem friedlichen Ort weisen lassen, doch keiner der Vorschläge findet ihr Gefallen. So entsteht die Idee eines Vogelstaates zwischen der Menschenwelt und dem Reich der Götter. Uraufgeführt während der Dionysien des Jahres 414 v. Chr. gelten »Die Vögel« aufgrund ihrer Geschlossenheit und der konsequenten Konzentration auf das Motiv der Suche nach einer besseren als dieser Welt als das kompositorisch herausragende Werk des attischen Komikers. »Eulen nach Athen tragen« und »Wolkenkuckucksheim« sind heute noch geläufige Redewendungen aus Aristophanes' Vögeln.

78 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.

442 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon