[Güldener Schlüssel der tauenden Auen]

[97] Wir sehen sie nakkicht/ entweichet mit mir!

Nach Vollendung dessen giengen sie auf ihn zu/welcher/ als er sie ersehen/ ihnen auch entgegen kame/ und nach vollendetē[97] Gruß sich entschuldigte/üm daß er diesen Tag ihrer Gesellschafft nicht beygewohnet/ woran er durch ein wichtiges Geschäffte verhindert wodren zu seyn/ sie versicherte. Die andern aber liessen sich sotahne Entschuldigung gefallen/und erzäleten ihme darauf alle die Abendteuere/ so ihnē den Tag über zu Handen kommen/ worbey sie am Ende auch nit vergassen der Schwänke des Hylas mit der kohlweissen Neride. Welches alles Periander beydes mit Verwunderung/ und dann auch voll Gelächters abhörete: Von des Pans Geschenke aber/sagte er/ hab ich mir jetzt ebē allbereit schwanen lassen/ nachdē ich alles das/ wz meine liehe Weidgenossen an einen Baum/ bey welchem mich mein Weg vorbeygetragen/ geschrieben hinterlassen. Wie ich dann ebenmässig etliches von meiner Blume hinzugethan/ ohngefehr dieses Inhalts:


Periander die Schlüsselblumen.1


Güldener Schlüssel der tauenden Auen/2

Oeffne die Rosen und Wasengezier.

Reiche die ruchbaren Blumen herfür/

Zefyr beginnet ihm Flora zu trauen:

Sie schliessen die Hände

Mit buntem Gebände/

Lassend der Lentzenzeit Erstlinge schauen.

Verstattet/ daß euch Periander begrüsset.

Die Schlüssel erkieset/ die Blume beküsset.

Fußnoten

1 Primula veris.


2 Perianders Blum und Blumreimen.


Quelle:
Georg Philipp Harsdörffer/ Sigmund von Birken/ Johann Klaj: Pegnesisches Schäfergedicht. Tübingen 1966, S. 97-98.
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