[242] Und immer weiter
Dreht sich die Welt,
Ihr Pfad wird breiter,
Ihr Triebrad schnellt;
Die Stunden rollen,
Die Sonne scheint,
Ich bin verschollen
Und niemand weint!
In Kraut und Kressen
Auf hohem Stein
Lieg ich vergessen
Und ganz allein;
Nur eine Linde
Schwingt über mir
Im Abendwinde
Ihr grün Panier,
Und leis nur zittert
Mir ums Gesicht,
Goldrothumwittert,
Das Abendlicht.[242]
Die Welt ging unter,
Die Gott erschuf,
Nur noch mitunter
Ein Vogelruf;
Nur noch zuweilen
Ein irrer Schrei –
Die Wolken eilen
Vorbei, vorbei!
Was wie ein Stern mir
Die Brust durchzieht,
Singt nun von fern mir
Sein Alphornlied.
Erinnrung hält mich
In ihrem Bann
Und plötzlich fällt mich
Die Sehnsucht an.
O Lust von weiland,
Wie liegst du weit!
O selig Eiland
Der Jugendzeit!
Die Blumen blühten,
Die Quelle sprang,
Die Sterne glühten,
Die Amsel sang;[243]
Und mir gab Küsse
Zu jeder Stund,
Als ob er's müsse,
Ein Mädchenmund!
Noch stockt der Schmerz mir
In seinem Lauf –
Wie ging das Herz mir
In Liedern auf!
Doch wer beschriebe
Die goldne Zeit,
Die erste Liebe,
Das erste Leid?
Wie dort die Sonne
Versinkt in Nacht,
Stirbt Weh und Wonne,
Eh wir's gedacht.
Schon deckt ihr Schleier
Den Fluss, das Ried –
Die alte Leier,
Das alte Lied![244]
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