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[278] Weil ich den schwarzen untreu ward

Und mich zu blauen Augen wandte,

Kamst du, zu rächen jene, her,

Du dunkelglühende Nachtgesandte!


Ich sollt auf deiner Augen Grund

Die Strafe meines Leichtsinns lesen

Und schamerrötend auch zugleich

Der wahren Liebe Glut und Wesen!


Der Liebe, die im heiligen Ernst

Zu lieben denkt und dann zu sterben

Und deren dunkle Rosen sich

Nur mit dem besten Herzblut färben!


Und als ich büßend dich geliebt,

Bist du wie ein Phantom entschwunden;

Da hab ich mich mit meiner Reu

Verlassen und allein gefunden!


Quelle:
Gottfried Keller: Sämtliche Werke in acht Bänden, Band 1, Berlin 1958–1961, S. 278.
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