Jägers Lust

[126] Es lebe, was auf Erden

Stolzirt in grüner Tracht,

Die Wälder und die Felder,

Die Jäger und die Jagd!


Wie lustig ist's im Grünen,

Wenn's helle Jagdhorn schallt,

Wenn Hirsch' und Rehe springen,

Wenn's blitzt und dampft und knallt!


Ich hab' mir schwarz gesenget

Das rechte Augenlied:

Was thut's, da mich mein Dirnel

So schwarz auch gerne sieht?


Mein Stutz1 und meine Dirne,

Sind die mir immer treu,

Was thu' ich weiter fragen

Nach Welt und Klerisei?


Im Walde bin ich König,

Der Wald ist Gottes Haus;

Da weht sein starker Odem

Lebendig ein und aus.


Ein Wildschütz will ich bleiben,

So lang' die Tannen grün,

Mein Mädchen will ich küssen,

So lang' die Lippen glühn.


Komm, Kind, mit mir zu wohnen

Im freien Waldrevier!

Von immergrünen Zweigen

Bau' ich ein Hüttchen dir.


Dann steig' ich nimmer wieder

In's graue Dorf hinab,

Im Walde will ich leben,

Im Wald grabt mir ein Grab!
[127]

Daß nicht des Pfarrers Kühe

Darauf zur Weide gehn:

Das Wild soll drüber springen,

Kein Kreuz im Wege stehn.

1

Büchse (U).

Quelle:
Wilhelm Müller: Gedichte. Berlin 1906, S. 126-128.
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