[Die göldne Nacht-Laterne]

[10] 1.

Die göldne Nacht-Laterne

mit ihrem Sternen-Chor'

erstarret und höret gerne/

wie süß der Filidor[10]

auff seiner Flöten spielet/

auch so/ daß alle Welt

die süsse Flamme fühlet/

so Filidor vermeldt.


2.

Das Lieben ist ein Kriegen

und zwar ein süsser Streit.

Wer nicht wil unten liegen/

der muß in Freundligkeit

tag-täglich nur verschiessen

vor Pulver/ Lippen-safft.

Mit lautern kurzen Spiessen

wird hier der Sieg geschafft.


3.

Mein Filidor/ dein Singen

gefiel dem Mavors wohl/

der Pindus must' erklingen/

auch so/ daß selbst der Pohl/

sich wandte von den Sebeln:

du nahmst den Feder-kiel

und schriebst von süssen schnäbeln

und von dem Venus-Spiel'.


4.

Ei! laß dich weiter hören/

mein süsser Filidor/

du kanst den Krieg verstören.

Mars halt die Faust empor/

und wil der Venus schenken

die Blut-besprützte Fahn'/

er wil nicht mehr gedencken

an Schwerdt und Pusikan.
[11]

5.

Drum schreib doch nur was kekker/

Mein Edler Filidor/

dir spricht der kleine Lekker

was heimlich in das Ohr.

Du must ja nichts verschweigen

so dir wird kund gemacht/

Man nimt dich an zum Zeugen

von solcher süssen Schlacht!


Hamb. den 12. Aug. 1658.


Dem süß-spielendem Filidor schrieb solches eilig Nephelidor.

Des löblichen Elbischen Schwanen-Ordens ein Mitschäfer.

Quelle:
Kaspar Stieler: Die geharnschte Venus, Stuttgart 1970, S. 10-12.
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