Asphaltphotographie

[317] Asphaltphotographie. Nicephor Niepce entdeckte 1827 die Lichtempfindlichkeit dünner Asphaltschichten. Er löste Asphalt in ätherischem Oel (Lavendelöl), überzog damit Metallplatten, ließ diese trocknen und deckte eine Zeichnung oder einen Kupferstich darauf; alsdann setzte er das Ganze dem Lichte aus. Dieses wurde von den weißen Stellen der Zeichnung durchgelassen, von den schwarzen Strichen aber zurückgehalten.

Der Asphalt wird durch Lichtwirkung unlöslich in ätherischem Oel. Beim Uebergießen der belichteten Schicht mit ätherischem Oel wird demnach nur der löslich gebliebene (durch die schwarzen Striche der Zeichnung vor dem Lichte geschützte) Asphalt aufgelöst, der im Licht unlöslich gewordene aber nicht. Man erhält demnach eine Lichtkopie der Zeichnung in hellem Metall auf braunem Asphaltgrund. Behandelt man solche Kopie mit ätzender Säure, so frißt diese das Metall an den nackten Stellen an, an den durch Asphalt geschützten aber nicht; so erhält man eine vertiefte Zeichnung in Metall, ähnlich einer »radierten« Platte der Kupferstecher. Diese vertiefte Platte kann auf der Kupferdruckpresse abgedruckt werden. Solche Abdrücke nannte Niepce Heliographien (Sonnendrucke). Dieses erste aller photographischen Pressendruckverfahren ist heute noch in Gebrauch, obgleich die geringe Lichtempfindlichkeit des Asphalts, der oft eine mehrere Tage dauernde Belichtung erfordert, ein Hindernis in der Anwendung ist. Man sucht die Empfindlichkeit zu vermehren, indem man nach Kaiser die weniger lichtempfindlichen Bestandteile des Asphalts mit Alkohol und Aether extrahiert und den lichtempfindlichsten Bestandteil, der nur in Chloroform und ätherischen Oelen löslich ist, zurückbehält. Valenta erreichte eine höhere Lichtempfindlichkeit, indem er Asphalt mit Schwefel zusammenschmolz. 1853 versuchten Davanne und Lemercier den Asphaltprozeß für den Steindruck nutzbar zu machen. Sie überzogen in gleicher Weise, wie oben beschrieben, einen lithographischen Stein mit Asphalt[317] belichteten ihn unter einem negativen Bilde und entwickelten mit ätherischem Oel; so erhielten sie ein braunes Asphaltbild auf Stein, das die Fähigkeit hatte, an den Bildstellen fette Schwärze anzunehmen und beim Drucken an Papier abzugeben (Asphaltphotolithographie).

Je nach der Verwendungsart des lichtempfindlichen Asphaltes gibt es folgende Prozesse:

Asphaltphotographie auf Metall. Diese hat meist den Zweck, ein Bild zu liefern, das beim Aetzen als Deckgrund dient und dadurch die Herstellung einer Druckplatte ermöglicht, entweder einer Tiefdruckplatte, das ist eine Platte mit vertieften Linien für die Kupferdruckpresse, oder einer Platte mit erhabenen Linien (Hochdruckplatte) für die Buchdruckpresse.

Herstellung der Asphaltlösung. Es werden 4 Teile gereinigter Asphalt (entweder gereinigt nach Kaiser: durch Auflösen von syrischem Asphalt in Chloroform und Fällen mit der dreifachen Menge Aether und Auswaschen mit Aether; oder durch Sulfurieren nach Valenta empfindlicher gemacht) in 100 ccm Benzol (nicht Benzin) gelöst, die Lösung filtriert und eventuell so weit verdünnt, daß die Schicht, die beim Aufgießen auf der Zinkplatte entsteht, goldgelb gefärbt erscheint. Zusatz von 3% Lavendelöl oder etwas peruvianischem Balsam macht die spröde Schicht geschmeidiger. Die Belichtung erfolgt durch 1/41/2 Stunde in der Sonne. Zur Entwicklung der Asphaltbilder verwendet man säurefreies rektifiziertes Terpentinöl, am besten französisches oder österreichisches (sogenanntes Neustädter-) Terpentinöl. Als Beschleuniger der Entwicklung bei starker Ueberexposition oder Verwendung von schwer löslichem Asphalt kann zu den vorhin genannten Oelen ein Zusatz von sogenanntem ungarischen oder russischen Terpentinöl gemacht werden, welche Oele, für sich allein verwendet, das Asphaltbild angreifen würden. Als Verzögerer der Entwicklung dient ein Zusatz von Ligroin, Benzin (Petroleumbenzin) oder Baumöl zum Terpentinöl. – Das Entwickeln geschieht am bellen durch bloßes Schwenken in der Tasse ohne Zuhilfenahme eines Baumwollebausches oder dergleichen. Nachdem das Bild klar entwickelt ist, spült man mit einem Wasserstrahl gut ab, läßt abtropfen und trocknen. Um den unangenehmen Einfluß adhärierender Wassertropfen zu vermeiden, kann man statt des Abspülens mit Wasser die Platte mit Petroleumbenzin übergießen. Ueber das Aetzen solcher Bilder s. Aetzen und Zinkotypie.

Asphaltsteindruck wird in ähnlicher Weise ausgeführt als ein Asphaltbild auf Metall. Man kann in ganz gleicher Weise vorgehen, wie oben beschrieben. Der Stein muß gut geschlissen und vollkommen eben, der Asphaltüberzug möglichst dünn sein. Die aufgegossene Lösung wird mittels der Rotationsmaschine verteilt. Die Entwicklung ist dieselbe wie oben. G. Fritz gibt die Kopierzeit auf 18–20° Vogel-Photometer an. Das gilt jedoch nur für dünne gelbe Asphaltschichten.

Asphaltphotozinkographie ist der Asphaltphotolithographie analog. Die Zinkplatte verhält sich gegenüber Fettfarben einer lithographischen Platte völlig ähnlich. Das auf Zink erzeugte positive Asphaltbild läßt sich demnach gleich dem auf Stein erzeugten in lithographischer Manier mit Farbe einwalzen und drucken (s. Lithographie und Zinkographie). Wie ein Asphaltbild auf Zink hochgeätzt werden kann, ist bei Zinkotypie beschrieben.

Dekorativer Asphaltlichtdruck. Eine ganz eigentümliche Anwendung von dem Asphaltprozeß macht Falk in Berlin. Er überzieht ebene Metallflächen mit Asphalt wie oben, kopiert unter einer positiven Zeichnung, entwickelt und bekommt ein negatives Bild (blanke Metallfläche auf Asphaltgrund). Dieses wird mit Eisenchlorid und Kupferchlorid geätzt, wobei sich die blanken Bildstellen schwarz färben. So erhält er ein schwarzes, positives Bild, das nachher vom anhängenden Asphalt gereinigt wird. Die Metallplatte wird alsdann in Tellerform gepreßt, resp. als Cylinder aufgerollt, so daß sie als Vase oder Lampenfuß dienen kann.


Literatur: [1] Husnik, Die Reproduktionsphotographie, Wien 1885. – [2] Fritz, G., Photolithographie, Halle 1894. – [3] Eder, Ausführl. Handbuch der Photogr., Bd. 4, Halle 1899. – [4] Valenta, Photogr. Korresp. 1891, S. 314 u. 362; 1892, S. 14. – [5] Hübl, Photogr. Korresp. 1894, S. 322.

J.M. Eder.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 317-318.
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