Bänder [1]

[452] Bänder, Ornament im struktiven und dekorativen Sinne.

Im struktiven Sinne kann es ein flaches Band (Tänie) oder ein Band mit halbkreisförmigem Querschnitt (Wulst, Torus) sein. Die Tänie zeichnet sich durch größere Breite und geringe Ausladung aus. Das beliebteste Ornament derselben ist der Mäander oder ein Zopfgeflecht. Die Kleinkunst, besonders die Keramik, verwendet lieber Pflanzenelemente, die durch Rankenwerk so aneinandergereiht werden, daß einzelne Teile nach oben, andre nach unten gerichtet sind, um den verbindenden Bezug des Bandes zu charakterisieren (Fig. 1).[452] Die Wulst oder der Torus wird entweder mehr spielend dekorativ angewendet, so namentlich in den Astragals (s.d.), oder in mehr ernsterem, struktivem Sinne, so insbesondere bei den Säulenfüßen. Die Dekoration dieser Wulste besteht dann entweder aus einer Kannelierung oder einem umgelegten Zopfgeflecht, in späterer Zeit wohl auch aus stehenden oder liegenden Blattformen. – Kleinere Wulste finden sich außerdem noch an mehreren andern Bauteilen, so z.B. am Säulenhälse, um ein Verbinden des Kapitals mit dem Schafte anzudeuten. Hierher gehören auch die Bänder kleinster Art, die als Leistchen, Plättchen, Riemchen, Steg oder Saum fungieren.

In rein dekorativem Sinne, als Nachahmung eines tatsächlichen Bandes in neutralen Feldern, so bereits schon im Mittelalter als Spruchband oder Bandrolle verwendet, ferner als flatterndes Band an Kronen und Helmen, in der Renaissance wurden Bänder gebraucht, um Girlanden an Nagelköpfe zu befestigen, und ließ man dann die Enden der Bänder in dem freien Platz herumflattern (s. Fig. 2); auch Blätterstränge und Fruchtwulste erschienen von Bändern umwunden. Literatur s. Ornamente.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 2.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 452-453.
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