Mäander

[269] Mäander (auch à la grecque genannt), ein geradliniges Flächen- und Bandmotiv, hat sich aus einem System sich kreuzender Linien entwickelt, bei welchem Grund und Zeichnung sich räumlich das Gleichgewicht halten.

Ohne Zweifel der Weberei entnommen, fand es seine frühste ausgedehnte Anwendung und vollkommenste Durchbildung in der griechischen Kunst, sowohl in der Töpferei als auch namentlich an flachen Bauteilen, wie Säume, Deckenflächen, Balken, Wandstreifen u.s.w. [2]. (Vgl. Bd. 2, S. 239.) Der Name flammt von dem vielfach gewundenen Flusse Mäandros in Kleinasien.

Es gibt sehr verschiedene Mäanderformen, die einfachste (Fig. 1) ist fast bei allen Völkern, auch bei den sehr unkultivierten heimisch. Fig. 2 stellt eine Abart des Mäanders vor, die namentlich[269] in Griechenland häufig gebraucht wurde. Fig. 3 gibt eine Mäanderform aus sich kreuzenden Linien und Quadraten, die im griechischen und römischen Stile zur Anwendung kam. Als Flächendekoration diente der Mäander namentlich als ausfüllendes Muster auf griechischen und römischen Fußböden. In der Spätzeit treten einige abweichende Formen auf; so ein scheinbar sehr plastisch gestalteter Mäander (Fig. 4), der noch bei Wandmalereien frühmittelalterlicher Kirchen Anwendung fand, so in der Kirche in Oberzell, Insel Reichenau bei Konstanz. Das späte Mittelalter kennt den Mäander kaum. Auch die Renaissance gebraucht wesentlich die antiken Formen des Mäanders; nur zuweilen gefeilten sich noch andre Elemente hinzu, so namentlich eine Kombination mit Pflanzenformen (Fig. 5).


Literatur: [1] Meyer, F.S., Handbuch der Ornamentik, Leipzig 1888. – [2] Semper, G., Der Stil Bd. 1, Frankfurt 1860. – [3] Boetticher, C., Tektonik der Hellenen, Berlin 1850.

Weinbrenner.

Fig. 1., Fig. 2.
Fig. 1., Fig. 2.
Fig. 3., Fig. 4.
Fig. 3., Fig. 4.
Fig. 5.
Fig. 5.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 6 Stuttgart, Leipzig 1908., S. 269-270.
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