Bakelite

[72] Bakelite, Name für Phenol-Formaldehyd-Harze, nach dem Erfinder Bakeland benannt, der als erster diese Produkte in drei verschiedenen Formen herstellte, bezw. es ermöglichte, aus einem und demselben Grundmaterial drei sich hinsichtlich der Haupteigenschaften, der Löslichkeit und der Härte verschieden verhaltende Produkte zu gewinnen.

Das Produkt A ist entweder flüssig bei gewöhnlicher Temperatur, oder klebrig, zäh oder fest, es ist in Alkohol, Aceton, Phenol, Glyzerin und ähnlichen Lösungsmitteln löslich, auch in Aetznatronlauge. Die feste Masse B ist sehr spröde und schmilzt, wenn sie erhitzt wird. Alle Spielarten des Produktes A, wenn sie lange genug unter den richtigen Verhältnissen erhitzt werden, werden zuerst in die Modifikation B verwandelt und schließlich in das Produkt C. Produkt B ist fest bei allen Temperaturen, spröde, etwas fester als das feste A bei gewöhnlichen Temperaturen und unlöslich in Lösungsmitteln; es kann aber in Aceton, Phenol öder Terpentinöl aufschwellen, ohne ganz in Lösung zu gehen. Erhitzt schmilzt es nicht, erweicht aber ganz bedeutend, wird elastisch und etwas gummiartig, beim Abkühlen wieder hart und spröde. Weiteres Erhitzen verwandelt es in Produkt C. Obwohl B unschmelzbar ist, so kann es unter Druck in heißer Form zu einer homogenen, zusammenhängenden Masse geformt und letztere durch die Anwendung von Hitze und Druck in das Produkt C verwandelt werden. Dieses ist unschmelzbar, wird von Aceton nicht angegriffen, ebenso ist es auch indifferent gegen die meisten Säuren und alkalischen Lösungen, von kochender Schwefelsäure wird es zerstört, widersteht aber dem Kochen mit verdünnter Schwefelsäure. Beim Erhitzen erweicht es so gut wie gar nicht, widersteht Temperaturen bis 300° C; bei höheren Hitzgraden beginnt es sich zu zersetzen und verkohlt, ohne zu schmelzen. Es ist ein schlechter Leiter der Elektrizität und auch der Wärme. Bakeland verwendet zur Herstellung des Produktes A je einen Teil Formaldehyd und Phenol und eine geringe Menge eines Alkali und es tritt mit der Erwärmung die Trennung der Mischung in zwei Schichten ein, eine obenauf befindliche wässerige Lösung und eine unten angesammelte Flüssigkeit, die das Harz in seinem Anfangsbildungsstadium darstellt Je nachdem man das Verfahren übt, kommt man zu einer dünnen Flüssigkeit, zu einer dickflüssigen Masse oder auch zu einem festen Endprodukt bei weiter fortschreitender Reaktion. Wird von A etwas in ein Gefäß gebracht und einfach über 100° G. erhitzt, so resultiert das Produkt C schwammig, und erst bei weitergeführtem Erhitzen und bei erhöhtem Druck gelangt man zu anderen Ergebnissen. Diese Erhitzung kann in besonderen Kammern und bei einem Druck von 4–7 Atm. geschehen. Man kann mit dem Produkt A verschiedene Materialien binden und dann in Formen pressen und durch Hitze in die Produkte B und C überführen, auch lassen sich Materialien mit A bestreichen, tränken und durch Erhitzen härten, wobei Resultate sich sollen erreichen lassen, wie sie bisher nicht beobachtet wurden. Weiches Holz mit der Lösung A getränkt, wird hart wie das härteste Holz und erhält einen glänzenden und harten Überzug. Es lassen sich die Bakelite in ihren verschiedenen Phasen verwenden als Binde- und Imprägniermittel, zum Ueberziehen von Flächen u.s.w. um lackartiges Aussehen zu erzielen, zu Kitten und mancherlei anderen Erzeugnissen. – Vgl. auch den Art. Kunstharze.

Andés.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1920., S. 72.
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