Baptisterium

[546] Baptisterium, die von der Hauptkirche getrennte Taufkirche.

Der Name scheint schon bei den römischen Thermen für Schwimmbassin gebräuchlich gewesen zu sein. Die christlichen Baptisterien sind zumeist achteckige, selten runde Bauten. Im Innern findet sich ein ziemlich tiefes Bassin, in dem in den edlen Zeiten fast nur Erwachsene durch Untertauchen in das Wasser die Taufe erhielten. Der Mittelteil erhielt zumeist eine hohe, auf Säulen ruhende Kuppel, während niedrigere Abfetten sich herumlegten.[546] Die bedeutendsten Anlagen sind: das Baptisterium beim Lateran in Rom, ein achteckiger Bau mit einem gewölbten hohen Mittelschiff und kleineren Seitenschiffen; in der Mitte befand sich ein tiefes Bassin (immersio), während sich außen eine Vorhalle vorlegte. S. Maria maggiore zu Nocera besitzt einen 11,7 m im Durchmesser faltenden Mittelbau, dessen eigentümliches, mäßig ansteigendes Kuppelgewölbe auf 28 gekuppelten Säulen ruht, die zugleich ein niedrigeres Seitenschiff abgrenzen. Der Kirche ist im Osten eine Apsis und im Weilen eine Vorhalle angebaut. Die Gewölbkonstruktionen dieses wahrscheinlich im 6. Jahrhundert entstandenen Baues sind von großem Interesse (vgl. die Figur); auch hier fehlt das tiefe Bassin in der Mitte nicht. Die Säulchen, die auf der Brüstung flehen, trugen ein Tabernakel. Endlich ist noch das recht altertümliche Baptisterium beim Dome von Neapel zu erwähnen. Dieses verhältnismäßig kleine Gebäude bildet ein Quadrat, das durch Vermittlung von vier Bogenzwickeln zuerst in ein Achteck und dann in die Kreisform der Kuppel übergeht. – Bereits im 9. Jahrhundert wurde aus dem Bassin ein Taufstein; und im 10. Jahrhundert begann man in Deutschland den Taufstein in die Kirche zu verlegen. In Italien aber erhielt sich die alte Anordnung viel länger, sogar bis in das 15. Jahrhundert hinein.

Das Bapzisterium S. Maria maggiore bei Nocera (Durchschnitt).
Das Bapzisterium S. Maria maggiore bei Nocera (Durchschnitt).
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 546-547.
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