Circus

[467] Circus ist die römische bauliche Anlage, die für Wettrennen zu Wagen und zu Pferd diente. Sie bestand aus dem Rennplatz (Arena) und dem Zuschauerraum; ersterer war ungemein lang und schmal, letzterer erhob sich amphitheatralisch in mehreren Stockwerken und endete häufig in einer Säulenstellung.

Die Circusbauten bildeten kolossale Anlagen, die noch weit bedeutender waren als die größten bekannten römischen Amphitheater. In der Mitte der Arena (s. die Figur) zog sich eine erhöhte Brustwehr B B (Spina) hin, die durch auf dieselbe gestellte Bildwerke, Obelisken u. dergl. verziert war; an jedem Ende derselben befand sich ein kegelförmiger Zielstein (Meta). Die eine Schmalseite der Arena war im Halbkreis geschlossen, und hier befand sich unter dem Zuschauerraum die für den festlichen Auszug des Siegers bestimmte Porta triumphalis. Die entgegengesetzte Seite der Arena enthielt ein Portal, durch das diejenigen einzogen, die sich am Wettkampfe beteiligen wollten. Hier befanden sich auch die Stallungen A (Carceres), an ihren beiden Enden durch Türme ausgezeichnet. Die Stallungen selbst nahmen im Grundriß die Form eines Kreissegmentes an, dessen Mittelpunkt rechts von der Meta in der Arena lag; dies war auch die Stelle, von der das Wettrennen begann. Die kaiserliche Loge (Cubiculum) befand sich in der Mitte der rechten Langseite; dieser schräg gegenüber hatte der Prätor seinen Platz, der durch das Fallenlassen eines Tuches das Zeichen zum Beginn des Wettrennens gab. Merkwürdigerweise haben sich von den kolossalen römischen Circusanlagen nur sehr bescheidene Reite erhalten; die bedeutendsten findet man noch in den Ruinen des Circus des Maxentius an der Via Appia bei Rom. Die größte Anlage scheint der Circus Maximus gewesen zu sein, der nach Plinius' Bericht 260000 Sitzplätze aufzuweisen hatte. Die Rennbahn soll eine Länge von 595 m und eine Breite von 110 m gehabt haben. Dann wäre noch zu erwähnen der Circus des Caligula und des Nero, von denen Prof. Ebe [1] in seinem neuesten Werke eine gute Restauration bringt.

Auch heutigentags gibt es Circusanlagen, die eine ähnliche Bestimmung haben; in diesen werden Produktionen von Reitkünstlern und ähnliche Schaustellungen abgehalten, während eigentliche Wettrennen darin nicht mehr stattfinden. Die Dimensionen sind verhältnismäßig bescheiden; die Arena pflegt kreisförmig angelegt zu sein, und die Sitzplätze erheben sich um dieselbe ebenfalls amphitheatralisch. Größte Anlage bis 6000 Sitze (Paris) [2].


Literatur: [1] Ebe, Gustav, Abriß der Kunstgeschichte des Altertums, Düsseldorf 1895. – [2] Baukunde des Architekten, 2. Teil, Bd. 2, 2. Aufl., Berlin 1899, S. 171–188; Handbuch der Architektur, 4. Teil, 6. Hlbbd., 6. Heft: Circus-Hippodromgebäude von E. Schmidt, Stuttgart 1904.

Weinbrenner.

Circus des Maxentius.
Circus des Maxentius.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 2 Stuttgart, Leipzig 1905., S. 467.
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