Circus

[127] Circus, bei den alten Römern die Rennbahn für ihre Wagenkämpfe; jede bedeutende Stadt hatte ihren C., da die Alten dieses Kampfspiel vor allen liebten, Rom selbst mehrere, von denen der Circus maximus der berühmteste war. Derselbe war ein dachloser, drei Stockwerke hoher Bau, außen mit Gallerien, innerhalb mit den stufenförmig ansteigenden Sitzen der Zuschauer umgeben. Das untere Stockwerk war von Stein, die oberen von Holz; im Hintergrunde des unteren Raumes war das Oppidum, wo Wagen und Reiter sich einstellten, welche dann vor dem Wettrennen in den carceres aufgestellt wurden, überwölbte Stände, nach dem Oppidum hin offen, gegen den C. hin aber durch eiserne Gatter geschlossen, welche auf das gegebene Tubasignal sich durch einen Mechanismus gleichzeitig öffneten. Mitten durch den zum Rennkämpfe bestimmten Theil des C. lief die spina, eine 6' hohe und 20' breite Mauer; 12' von dem oberen und unteren Ende der spina standen je 3 Säulen, metae; diese mußten beim Wettrennen 7mal umfahren werden. Inmitten der spina stellte Augustus einen 132' hohen ägypt. Obelisken auf; auf derselben waren das pulvinar, ein Gerüst für die Götter, die Sitze für die kaiserliche Familie, 7 Delphine und 7 Eier (die einen dem Neptun die andern dem Castor und Pollux, heilig), zum Abzählen der Umfahrten dienend. Der Längedurchmesser des C. betrug 31/2 Stadium (1 Stadium = 625 röm. Fuß), der nach der Breite 400'; auf den Sitzen desselben fanden über 200000 Menschen Platz. Die circensischen Spiele waren ursprünglich eine religiöse Feierlichkeit (Ludi Magni vom 4.–14. Sept.) zur Ehre eines Gottes oder mehrerer Götter, daher wurden sie mit Opfern, Processionen, religiösen Gesängen eröffnet. Später wurden sie förmliche Schauspiele und weil das Volk sie leidenschaftlich liebte, so waren glänzende Spiele (Circenses) ein sicheres Mittel die Volksgunst zu erwerben, daher reiche und ehrgeizige Römer sich hierin überboten. Zur Kaiserzeit erhielten sie eine Ausdehnung und Pracht, die uns unglaublich erscheint. Sie bestanden nicht mehr allein aus wettrennenden Reitern od. Wagenlenkern, sondern auch aus Kämpfen wilder Thiere unter einander oder mit Menschen, besonders mit Verbrechern, und der röm. Pöbel verlangte in späterer Zeit oftmals, daß die Christen den Löwen preisgegeben würden. Selbst Seegefechte wurden dargestellt, zu welchem Zwecke ein Theil des C. in einen großen Teich verwandelt werden konnte. Die Circenses dauerten bis tief in die christliche Zeit herein und hörten erst völlig auf, als Rom keine kaiserlichen Herren mehr hatte.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 127.
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