Opfer

[403] Opfer (vom lat. offerre darbringen, hingeben), religiöse, sind freiwillige Gaben, welche man Gott od. einem Abgott unmittelbar und feierlich darbringt, entweder um seine Gunst zu erlangen (Bitt-O.) od. ihm den Dank für empfangene Wohlthaten zu bezeugen (Dank-O.) od. seinen Zorn zu versöhnen (Sühn-O.). O. waren von jeher nahezu in allen Religionen üblich, selbst in denen der am tiefsten gesunkenen sog. Naturvölker, bei den Indianern Amerikas, wie einst bei den Hellenen. Ein höherer Gedanke, nämlich der, daß der Mensch durch die Sünde Gott gegenüber todeswürdig geworden und zur Sühne ein schuldloses Leben geopfert werden müsse, wenn auch nur in symbolischer Weise, lag den ältesten O.n zu Grunde, weßhalb dieselben auch Thier-O. waren. Bei den Hebräern regelte und vermehrte Moses das schon vorhandene O.wesen. Unter den blutigen waren die Brand- und Dank-O. die häufigsten; zu jenen durften nur männliche Thiere, jedoch von jeder O.thierart verwendet u. mußten auf dem O.altar gänzlich verbrannt werden; zum Dank-O. gebrauchte man O.thiere jeder Art, sogar fehlerhafte, verbrannte nur bestimmte Theile u. verwendete die übrigen zu einer O.mahlzeit für den Opfernden und dessen Angehörige, 2 Stücke aber (Brust und rechte Schulter) behielten die Priester für sich. Neben den ordentlichen O.n waren unter den außerordentlichen O.n merkwürdig: das Paschalamm und das O. der beiden Böcke am Versöhnungstage, welches zu den öffentlichen und allgemeinen d.h. für [403] das ganze Volk geltenden O.n gehörte. Die mit den blutigen O.n fast immer verbundenen unblutigen, Symbole der fortwährenden Bethätigung des Gnadenverhältnisses mit Gott, bestanden in Mehl, Oel, Weihrauch u. Wein. – O.brode, bei den Hebräern, Römern u. Griechen runde, fingerdicke, mit Einschnitten versehene u. dadurch leicht brechbare Mehlkuchen, sind bei den Christen seit dem 12. Jahrh. durch die Hostien ersetzt. – O.gang, einst Darbringung von Brod, Wein u. Wasser für das hl. Meßopfer durch die Gläubigen, welche noch andere freiwillige Gaben damit verbanden, jetzt Umzug um den Altar, wobei Geld für die Kirche oder für die Armen geopfert wird, namentlich bei Seelenmessen üblich. – O.kasten, O.stöcke, die bekannten verschlossenen Behälter in der Kirche, in welche die Gläubigen Geld-O. hineinwerfen, damit dasselbe zu kirchlichen u. wohlthätigen Zwecken verwendet werde. – S. Messe.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 403-404.
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