Dreifuß [1]

[103] Dreifuß, im allgemeinen jedes Gestell, das auf drei Füßen aufruht. Dasselbe hat die Aufgabe, einen Kessel, eine Schale oder eine Platte aufzunehmen.

Der antike Dreifuß wurde vom ursprünglichen Gebrauchsgegenstand zum Kultgerät erhoben und diente insbesondere als Opferpfannenträger, als Weihegeschenk für die Götter sowie als Preis bei choragischen Wettkämpfen und Kampfspielen (s. Choragisches Monument). Die kleineren Dreifüße waren fast ausschließlich aus Bronze hergestellt und bestanden aus drei stangenartigen Füßen, die zumeist in Tierklauen endigten und durch ein Geschränke miteinander verbunden waren; nach oben zu waren sie mit einem Becken oder mit einem Ring, der ein Gefäß aufzunehmen hatte, in Verbindung gebracht. Außer diesen Dreifüßen aus Metall gab es auch solche aus Marmor, die zumeist in monumentaler Weise verwendet wurden und, wenn sie groß waren, noch eine mittlere Stütze (Omphalos) erhielten. Es gibt griechische, römische und etruskische Dreifüße, die sich ihrem Stile nach wesentlich voneinander unterscheiden. Aber auch das Mittelalter und die Renaissancezeit weisen vielfach Dreifüße auf, die aber in dieser[103] Periode ausschließlich dem Haushalte dienten und meistens aus Schmiedeeisen hergestellt wurden. Auch in der Neuzeit wird der Dreifuß vielfach in häuslichen Gebrauch genommen und dient als Waschbeckenträger, Weinkühler u. dergl. [1].


Literatur: [1] Meyer, F.S., Handb d. Ornamentik, Leipzig 1888, S. 413. – [2] Semper, G., Der Stil u.s.w., Bd. 2, 3. Hauptstück, § 135, München 1863. – [3] Raquenet, A., Materiaux et documents d'architecture et de sculpture, Paris 1890, Liefg. 219.


Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 3 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 103-104.
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