Gallseife [2]

[300] Gallseife. Die frische Ochsengalle wird vielfach im Haushalt zum Entfernen von Flecken aus Stoffen mit empfindlichen Farben benutzt, indem man die Stoffe in Wasser, in das man Galle einrührte, einweicht, nach einigen Stunden ruhigen Stehens durchwäscht und schließlich in reinem kaltem Wasser nachspült.

Die Galle hat aber die unangenehme Eigenschaft, daß sie wenig haltbar ist und sehr bald in Fäulnis übergeht. Es lag deshalb nahe, zu versuchen, sie in eine Verbindung überzuführen. die ihre Fäulnis verhindert. Da bot sich als nächstes die Seife dar, und man vereinigte, indem man Seife mit Galle mischte, die reinigenden und schmutzlösenden Eigenschaften beider Substanzen zur Entfernung von Flecken und Auffrischung der Farben bei wollenen und seidenen Stoffen. Zu einer guten Gallseife muß eine neutrale Kernseife verwandt werden. Die beste Seife dazu ist die Marseiller Seife. Siedet man selbst Marseiller Seife, so kann man, wenn die Seife fertig gesotten ist und die Lauge respektive der Leim sich abgesetzt hat, etwas davon abschöpfen und in eine kleine Holzform geben. Bevor die Galle zugegeben wird, muß sie etwas angewärmt werden, da sich sonst leicht feste Stücke bilden, die schwer wieder zergehen. Will man den Geruch der Galle durch Parfüm verdecken, so eignen sich dazu am besten Rosmarinöl und Spiköl. Sicherer noch arbeitet man, wenn man die Galle in einen kleinen, im Wasserbade hängenden Rührkessel bringt, sie erwärmt, dann den Marseiller-Seifenkern dazugibt und schließlich alles zusammen vertrückt und hierauf in die Form gibt. Auf 100 kg Kern genügen 8 kg Galle. Viele der im Handel unter der Bezeichnung Gallseifen vorkommenden Seifen enthalten keine Spur von Galle; es sind grüngefärbte und verschieden parfümierte Kokosseifen.


Literatur: Deite, Handbuch der Seifenfabrikation, 3. Aufl., Bd. 2, Berlin 1912, S. 392.

Deite.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 300.
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