Gasglühlicht [2]

[305] Gasglühlicht. Das hängende Gasglühlicht ist in den letzten Jahren bedeutend vervollkommnet worden.

Der zurzeit beste Brenner für Innenbeleuchtung ist der nach dem Mannesmann-Patent gebaute, den heute alle größeren Fabriken herstellen. Fig. 1 zeigt ihn in der von Ehrich & Graetz gebauten Form. Das Gas tritt aus der Regeldüse a aus, saugt bei b Luft an, strömt durch das Mischrohr c d und tritt aus dem Magnesiamundstück f brennend aus. Die noch fehlende Verbrennungsluft fällt oben in die Glaskugel h ein und wird durch den Einhängezylinder e zur Flamme geführt. Die verbrannten Gase ziehen durch die Schornsteine g aufwärts und werden von den gebogenen Blechen i nach außen abgelenkt. Solche Innenbrenner werden für Lichtstärken von 25, 50, 100, 200 und 300 Hefnerkerzen angefertigt und gebrauchen 25,45,90, 180 und 270 l Gas, für 1 Hefnerkerze also 0,9–1,01. Für die Straßenbeleuchtung baut man einen oder mehrere Brenner in emaillierte Eisenblechgehäuse ein. Fig. 2 gibt eine derartige Lampe mit drei Flammen, Bauart Ehrich & Graetz, wieder. Die Regeldüse E und die Luftregelung F liegen im Lampendach,[305] das Brennerrohr ist sehr lang und mündet in das bekannte Magnesiamundstück. Die Innenzylinder H werden in den Lampenboden eingehängt. Die Abgase sammeln sich in dem auf den Lampenboden aufgebauten Karten, steigen durch Schornsteine zum Lampendach auf und ziehen unter diesem seitwärts ins Freie. Die Luft tritt durch Aussparungen unten in den Lampenmantel ein, fällt zum Teil in die Glocke K ab, zum Teil steigt sie durch das mittlere, trichterförmige Rohr in das unten abgeschlossene Lampendach und gelangt hier in die Mischrohre der Brenner. Lampen dieser Art geben für den Brenner 100–110 Hefnerkerzen und verbrauchen etwa 0,9 l für 1 Hefnerkerze. Eine besondere Abart bilden die Niederdruckstarklichtlampen; Fig. 3 zeigt eine solche zu 1000 Hefnerkerzen (Ehrich & Graetz). Bei ihr ist zwischen Schornstein Sch und Mantel M ein Vorwärmer U I–III angebracht. Die Verbrennungsluft tritt bei W ein, durchzieht den Vorwärmer und gelangt von der Kammer K aus in den Brenner. F ist die Luftregelung, E die Gasregelung. Die Lampen werden für Lichtstärken von 500, 1000 und 1500 Hefnerkerzen gebaut und verbrauchen für 1 Hefnerkerze 0,6 bis 0,7 l Gas. Die kleineren Größen enthalten drei, die größte vier Brenner.

Zur Erzeugung größerer Lichtstärken benutzt man Preßgashängelampen. Wie Fig. 4 (Auer-Lampe) zeigt, ähneln sie den vorbeschriebenen Starklichtlampen sehr. Die Verbrennungsluft wird zwischen Schornstein und Mantel vorgewärmt und durch die seitlich sichtbare Luftregelung geregelt. Den Gaszutritt regelt man nicht. Der hohen Temperaturen wegen sind die Brennerteile schwerer gehalten als bei Niederdruck. Die Mundstücke sind Siebköpfe aus Karborundum. Man stellt zweiflammige Lampen zu 1000 und 2000 Hefnerkerzen, dreiflammige zu 1000, 2000 und 4000 Hefnerkerzen her. Der Gasverbrauch beträgt 0,4 und 0,5 l für 1 Hefnerkerze.


Literatur: [1] Journ. s. Gasbeleuchtung 1905, S. 813; 1906, S. 277, 301, 765; 1907, S. 154, 845, 939, 940. – [2] Ahrens, Die Entwicklung des hängenden Gasglühlichts, München 1908. – [3] Bertelsmann, Lehrbuch der Leuchtgasindustrie, Bd. II, Stuttgart 1911.

W. Bertelsmann.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 2.
Fig. 3.
Fig. 3.
Fig. 4.
Fig. 4.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 305-306.
Lizenz:
Faksimiles:
305 | 306
Kategorien:

Buchempfehlung

Gryphius, Andreas

Cardenio und Celinde

Cardenio und Celinde

Die keusche Olympia wendet sich ab von dem allzu ungestümen jungen Spanier Cardenio, der wiederum tröstet sich mit der leichter zu habenden Celinde, nachdem er ihren Liebhaber aus dem Wege räumt. Doch erträgt er nicht, dass Olympia auf Lysanders Werben eingeht und beschließt, sich an ihm zu rächen. Verhängnisvoll und leidenschaftlich kommt alles ganz anders. Ungewöhnlich für die Zeit läßt Gryphius Figuren niederen Standes auftreten und bedient sich einer eher volkstümlichen Sprache. »Cardenio und Celinde« sind in diesem Sinne Vorläufer des »bürgerlichen Trauerspiels«.

68 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.

434 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon