Geschiebelehm

[414] Geschiebelehm (Gletscher-, Blocklehm) wird ein grauer, auch gelblicher oder brauner, sandig-grandiger, sich rauh anfühlender, durchaus ungeschichteter Lehm genannt, der oft (bis zu 12%) kalkhaltig (Geschiebemergel) und als das Zermalmungsprodukt der von Gletschern transportierten Gesteine anzusehen ist. Er enthält größere Blöcke von Gesteinen (s. Erraticum) in durchaus unregelmäßiger Lagerung und Anordnung.

Der Geschiebelehm bildet einen Hauptbestandteil des Untergrundes des niederdeutschen, westrussischen und polnischen Tieflandes und besteht hier fast ausschließlich aus kleineren und größeren Splittern und Brocken nordischer, meist skandinavischer und baltischer Gesteine (Feuersteine, Sandsteine, Quarzite, Gneis, Granit, Syenit, Porphyr, Diabas, Diorit, Basalt u.s.w.). Die Beschaffenheit des Geschiebelehms wechselt natürlich je nach der Herkunft der Gesteine. Man unterscheidet (s. Diluvium) im niederdeutschen Tiestand zwei Geschiebelehme, die als Grundmoränen zweier verschiedenen Vereisungen oder Vergletscherungen (Inlandeis, wie in Grönland) angesehen werden. Der obere Geschiebelehm besitzt gelblichbraune, der untere blaugraue Färbung. Zwischen beiden liegt ein grobkörniger und grandiger Sand, der das vom fließenden Wasser aus dem unteren Geschiebelehm zusammengeschwemmte feinere Material darstellt. Der Geschiebelehm bildet durch seinen hohen Kalkgehalt und seine tonige Beschaffenheit einen sehr fruchtbaren Ackerboden und hat für die Bodenbewirtschaftung des norddeutschen Tieflandes die größte Bedeutung. Der Reichtum an tonigen Teilchen macht ihn in vielen Fällen schwer durchlässig; daher bilden sich an seiner oberen Grenze Grundwasser, wenn durchlässige Sande und Schotter auflagern. Die großen und kleineren Blöcke von harten Gesteinen sind zur Straßenunterhaltung sehr gesucht. Die kalkreichen Mergel werden vielfach zum Düngen und Verbessern kalkarmer, sandiger Böden verwendet. Der Kalkgehalt schwankt im allgemeinen zwischen 5 und 15%.

Leppla.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 4 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 414.
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