Mergel

[363] Mergel, inniges mechanisches Gemenge von Kalk oder Dolomit mit Ton, wozu noch nebensächlich aber häufig eine Beimengung von Quarzsand, Glimmer (Muskovit) sowie Eisenerz u.a. kommt.

Die im frischen oder wenig verwitterten Zustand grauen, bläulichen oder grünlichen, auch wohl roten (Roteisenerzfärbung) Gesteine werden beim Verwittern gelb oder braun. Starker Gehalt an Bitumen färbt sie dunkler und Kohleteilchen in seiner Verteilung schwarz. Die Mergel sind teils erdig und weich oder zerreiblich, teils fest und dicht, zuweilen auch geschiefert (Mergelschiefer), sehr selten kristallinisch. Die Tonbeimengung verrät sich durch den charakteristischen Geruch beim Anhauchen. Bei hohem Tongehalt zerfallen sie an der Luft allmählich unter Aufblättern. In Salzsäure löst sich der Kalkgehalt leicht auf unter Zurücklassung des Tones (als Trübung), des Sandes und Glimmers. Dolomitische und kalkarme Mergel lösen sich erst nach dem Pulvern, während sie in derbem, festem Zustand wenig angegriffen werden; ist ein Teil der Kalkerde an Humussäure (in der Nähe von Sümpfen, in der Vegetationserde, in Mooren) gebunden, so erfolgt ebenfalls kein Aufbrausen mit Säure. Als fremde Beimengungen trifft man im Mergel Kalkkonkretionen, Gipskristalle, Dolomit, Quarz, Coelestin, Strontianit, Schwefelkies u.a. Der Kalkgehalt der Mergel kann zwischen 20 und 60% schwanken. – Alle Mergel sind Schichtgesteine, und zwar sind sie zumeist in solchen Schichtenreihen zu treffen, welche aus Kalk und Schieferton bestehen, mit welchen die Mergel durch Uebergänge verbunden sind. Vorzugsweise treten sie in den jüngeren Formationen, im Muschelkalk, Keuper, Jura, Kreide, Tertiär und glazialen Diluvium auf, fehlen jedoch im Silur und Devon nicht. Sie sind teils im fußen, teils auch im brackischen und salzigen Wasser abgesetzt worden. In den einzelnen Formationen werden sie oft nach den eingeschlossenen Versteinerungen benannt: Bryozoen-, Aptychenmergel u.s.w.

Man unterscheidet: 1. Kalkmergel, Uebergang zu Kalkstein, mit einem Kalkgehalt bis zu 75%, meist hellgefärbt, deutlich geschichtet oder geschiefert und plattig; saugen nur allmählich Wasser auf, sind im feuchten Zustand breiig, aber nicht klebrig und überziehen sich beim raschen Austrocknen mit einer harten Kruste; leicht plastisch. – 2. Dolomitmergel, mit vorwiegendem Dolomitgehalt (bis 75% Karbonat), meist härter und schwerer als Kalkmergel, hellgrau oder hellgrünlichgrau; halten lange das Wasser; im feuchten Zustand etwas plastisch. – 3. Tonmergel, Till, Uebergang zu Ton, mit bis 80% Tongehalt. Saugt begierig Wasser auf und hinterläßt beim Auflösen in Säure einen großen Rückstand; stark Wasser festhaltend, plastisch; beim Brennen zerplatzend, auch beim Austrocknen. – 4. Sand-, Glimmermergel mit beträchtlichem Sand- oder Glimmer-(Muskovit-) gehalt. – 5. Stinkmergel, bituminöse Mergel, durch hohen Gehalt an Bitumen (Asphalt) dunkelgrau bis schwarz gefärbte, meist feste, schieferige Mergel. Der Bitumengehalt reicht bis zu 20% und macht sich beim Anschlagen durch Geruch bemerkbar. Sie enthalten häufig sein verteiltes Erz (s. Kupferschiefer). – 6. Oolithischer Mergel, mit einem Kalkgehalt, welcher in oolithischen Kugeln angeordnet ist. – Die Kalkmergel werden vielfach zur Zement- und Luftmörtelherstellung verwendet. Kalkarme Tonmergel mit unter 7% Kalkkarbonat brennen sich, ohne zu bersten, und können für Töpferwaren benutzt werden; auch zum Dichten werden sie wie Ton benutzt. Kalkreiche Mergel dienen in hervorragendem Maße als Düngemittel für sandige und tonige Böden. Feste Mergel geben in einigen Fällen auch wohl Baumaterial ab oder können zu Kleinschlag gebraucht werden.

Emscher Mergel ist ein der oberen Kreideformation (Senon) angehöriger, grauer, weicher, toniger Mergel in Westfalen. Gewisse Schichten enthalten bis zu 40% kohlensauern Kalk und werden deswegen zum Düngen verwendet. Andre (in Hannover) sind mehr sandiger Natur und dienen als Formsand. Auch Phosphorite treten in den Emscher Mergeln auf und werden ausgebeutet.


Literatur: Zirkel, Lehrbuch der Petrographie, 2. Aufl., Leipzig 1894, III, 776; Senft, F., Die Tonsubstanzen, Berlin 1879.

Leppla.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 6 Stuttgart, Leipzig 1908., S. 363.
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