Dolomit

[1] Dolomit, Dolomitspat, Rautenspat, ein Mineral, kohlensaure Kalkmagnesia CaMgCO3 (54,23% CaCO3 + 45,77% MgCO3 oder 47,83% CO2, 30,43% CaO, 21,74% MgO) als Normaldolomit; Abarten sind Mesitin, kohlensaures Magnesiaeisenoxydul MgFeC2O6, ferner Ankerit, kohlensaures Kalkeisenoxydulmagnesiamanganoxydul CaCO3 + (FeMgMn)CO3, oder endlich, wenn hier Eisenoxydul gegen Magnesia zurücktritt, noch Braunspat CaCO3 + (MgFeMn)CO3.

Alle diese untereinander eng verwandten Verbindungen kristallisieren hexagonal, und zwar vorwiegend in Rhomboedern. Meist hell gefärbt, weiß, matt und trüb durchscheinend, seltener wasserklar und durchsichtig, rot, grün, gelb; gut spaltbar nach den Rhomboederflächenglas bis perlmutterglänzend; spröde. Härte 3,5–4,5, spez. Gew. 2,85–3,1, letzteres bei den eisenreichen. Gilt als unschmelzbar, verliert aber beim Brennen die Kohlensaure wie Kalkspat. In Salzsäure kalt wenig löslich, in kalter Essigsäure gar nicht, gepulvert und erwärmt mit Salzsäure gänzlich löslich unter Aufbrausen; in kohlensäurehaltigem Wasser ist Dolomit schwerer löslich als Kalkspat. 10000 Teile mit Kohlensaure gesättigten Wassers lösen nach Cossa 3,1 Teile Normaldolomit, aber 11,6 Kalkspat. Meist im Gips und im Chloritschiefer vorkommend. Als Mineral technisch ziemlich ohne Bedeutung, von größerer als Gestein [1].

Als solches stellt der Dolomit ein kristallinkörniges Aggregat von mineralischem Dolomit dar, und zwar mehr der eisen- und manganfreien Abarten. Doch ist möglich, daß eine Reihe von Dolomiten aus einem Gemenge von Kalkspat- und Dolomitkörnern bestehen. Selten sind unter den Dolomitgesteinen solche von der Zusammensetzung des Normaldolomites; meist überwiegt das Kalkkarbonat das Magnesiakarbonat bedeutend, und es werden somit Uebergänge zum reinen Kalkstein erzeugt; solche Gesteine werden als dolomitische Kalksteine bezeichnet. Die gelb, braun und schwarz verwitternden Dolomite enthalten meist Eisen oder Mangan beigemengt. Als Verunreinigungen führt der Dolomit oft noch Quarzsand, Ton, Eisenoxyd und -hydroxyd, Kohlenteilchen u.s.w. Die Dolomite sind in der Regel deutlich kristallinkörnig, seltener dicht. Man unterscheidet nach dem Gefüge der Körner und ihrer Größe: körnigen Dolomit, teils fest und sandsteinartig, teils locker, zuckerkörnig oder auch zerfallend und sandartig. Die Farbe ist meist hell, weiß, hell- bis dunkelgrau, auch braun. Der Bruch ist glänzend und oft perlmutterartig schimmernd. Feinkörnige Dolomite zerfallen mitunter zu einem fand- oder staubförmigen Pulver von weißer oder grauer Farbe und mattschimmerndem Glanz infolge des Reflexes der kleinen Rhomboederflächen der einzelnen Körner; solche sandige oder aschenartige, sich rauh anfühlende Dolomite werden als Dolomitaschen oder Dolomitsande bezeichnet. Sie treten vielfach in der Zechsteinformation Deutschlands auf und werden in Hessen und anderwärts zum Düngen verwendet. Als Zellendolomite, Rauchwacke und Rauhkalk bezeichnet man großluckige, poröse, unregelmäßig eckigzellige Dolomite, die an den Wandungen der Hohlräume mit kleinen Dolomitkriställchen überzogen sind und sehr rauhe Bruchflächen haben. Die Zellen waren vielfach ursprünglich mit Kalkspat ausgefüllt, der ausgelaugt wurde. Mitunter führen sie noch sandigen oder mehligen Dolomit. Dichte Dolomite sind von dichten Kalken schwer zu unterscheiden. Oberflächliche Unterscheidung gibt ein Aetzversuch mit verdünnter, etwa 20prozentiger Salzsäure: Dolomit braust wenig und nur mit kleinen Bläschen, Kalk stark und mit großen Blasen auf. Genauere Bestimmung gibt nur die quantitative Analyse. Gurhofian wird ein sehr dichter Dolomit aus Oberösterreich benannt. Dolomit tritt vorzugsweise geschichtet in den sedimentären Formationen, vorwiegend in der Devon-, der Zechstein-, Muschelkalk-, Keuper- und Juraformation auf; doch fehlt er den kristallinen Schiefern und der Kreideformation keineswegs. In den Alpen bildet Dolomit ganze Gebirge von wildem, zerklüftetem und ungeschichtetem Aussehen. Die starke Zerklüftung des Dolomites bedingt eine starke Aufnahme von Sickerwasser und damit die Bildung von Quellen an Stauwänden des Gebirges. Da im Gegensatz zum Kalk der Dolomit nur zum geringsten Teil ein Ausscheidungsprodukt von Meeresorganismen sein kann, so bleibt die Gegenwart so großer und gebirgsbildender Massen von Magnesiakarbonat im Dolomit ein Rätsel, und man hat oft versucht, die Dolomite als chemisch umgewandelte Kalksteine zu betrachten. Wahrscheinlich ist die[1] große Masse der Dolomite ein ursprünglicher Absatz von Magnesiakalkkarbonat und in vielen Fällen eine Anreicherung von Magnesiakarbonat durch eine nachträgliche Wegführung und Auslaugung des Kalkkarbonates erzielt worden. Ein Teil der Dolomite mag auch wohl durch Zuführung von Magnesiakarbonat in Kalksteine entstanden fein; man bezeichnet diesen Vorgang als Dolomitisierung.

Die technische Verwendung des Dolomites gleicht derjenigen des Kalkes. Politurfähige Arten wurden als Marmore zu Statuen schon im Altertum gebraucht. Der größere Widerstand gegen Verwitterung (vgl. Löslichkeit durch kohlensäurehaltiges Wasser) gibt dem Dolomit in manchen Fällen einen gewissen Vorzug bei Hoch- und Wasserbauten, Denkmälern, Brunnen, Kapitalen u.s.w. vor dem Kalkstein, ebenso auch seine größere Härte. Alpine Vorkommen und solche des Fränkischen Jura (Umgebung von Neuburg a. D.) wurden und werden daher viel im mittleren und südlichen Europa benutzt (Festungsbauten von Ingolstadt). Die Druckfestigkeit [2] wurde bestimmt beim Dolomit von Viesenhofen bei Beilngries (Bayern) zu 1000 kg, von Holzen bei Holzminden (Braunschweig) zu 871 kg, von Wiershausen bei Seesen (Hannover) zu 1050 kg pro 1 qcm. Der Holzener Dolomit nimmt 5,27% seines Gewichtes an Wasser auf [2]. In Ermanglung härterer Materialien wird der Dolomit auch zu Treppenstufen, Pflastersteinen und Kleinschlag verarbeitet. Natürlich nutzt er sich bei diesen Verwendungsarten rascher ab als ein Eruptivgestein, immerhin aber weniger als Kalk. Seine Bedeutung für die Mörtelbereitung ist geringer als die des Kalkes. Wohl werden manche Arten zu Weißkalk und tonreichere oder Dolomitmergel unter Umständen als Wassermörtel benutzt; auch als Zusatz zum gelöschten Kalk an Stelle von Sand findet der Dolomitsand Verwendung. Gebrannter und abgelöschter Dolomit erhärtet an der Luft rascher und wird fester als Kalk; dabei vergrößert er sein Volumen wie der Gips. Von den Atmosphärilien wird Dolomitmörtel schwerer angegriffen als Kalkmörtel [3]. Schwere, zähe Böden werden mit Dolomitasche verbessert, um ihre Durchlässigkeit zu erhöhen. Düngung mit gebranntem Dolomit weist auf leichtem, sandigem Boden größeren, auf schwerem, zähem Tonboden dagegen geringeren Erfolg auf, ebenfalls ein Ergebnis seiner geringeren Löslichkeit durch die Atmosphärilien [4]. Der Dolomit wird auch zur Kohlensäurebereitung verwendet. Ueber Dolomit als Herdfutter vgl. [5].


Literatur: [1] Zirkel, Lehrbuch der Petrographie, 2. Aufl., Bd. 3, S. 490–510. – [2] Koch, H., Die natürlichen Bausteine Deutschlands, Berlin 1892, S. 42. – [3] Stein, Sitzungsbericht der Niederrhein. Gesellsch. für Natur- und Heilkunde, Bonn 1895, S. 31. – [4] Ullmann, M., Kalk und Mergel, Berlin 1893, S. 87. – [5] Zyromski, Berg- und Hüttenm. Ztg. 1897, S. 363.

Leppla.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 3 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 1-2.
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