Jod

[234] Jod J (Atomgewicht 127, spez. Gew. 4,95), 1812 von Courtois entdeckt, 1815 von Gay-Lussac als solches erkannt, bildet dunkelblaugraue, spröde, leicht zerbrechliche Tafeln, die schon bei gewöhnlicher Temperatur an der Luft verdunsten und bei 114,2° zu einer braunen, bei 183,05° (bei 760 mm Druck) siedenden Flüssigkeit zusammenschmelzen. Seine Dämpfe besitzen eine schöne dunkelblaue Farbe, was dem Element seinen Namen gegeben hat (ιώδης, d.i. veilchenblau). Es ist das einzige feste Halogen, das sich aber in den meisten seiner chemischen Eigenschaften dem Chlor sehr ähnlich verhält (s. Chlor).

Jod löst sich in ca. 7000 Teilen Wasser und färbt es gelb; das Jodwasser bleicht Indigolösung und zersetzt sich allmählich unter Bildung von Jodwasserstoff. Dagegen löst sich Jod leicht in Alkohol (Jodtinktur) mit brauner Farbe, in Aether, Chloroform und Schwefelkohlenstoff mit violetter Farbe. Es findet sich, meist an Alkalimetalle gebunden, im Meerwasser, verschiedenen Salzquellen, also auch in Salzlagern, besonders in den Chilisalpeterablagerungen und in einigen Meerpflanzen. – Aus der Algenasche (Kelp, Varec) gewinnt man das Jod durch Auslaugen, Klären, Konzentrieren der Laugen, die nun mit Chlor oder Chlor bezw. Sauerstoff entwickelnden Gemischen zersetzt werden. Das so in Freiheit gesetzte Jod wird durch Destillation und Umsublimieren rein erhalten. Wie die Aschenlaugen werden auch die bei der Chilisalpetergewinnung und andern Salzindustrien fallenden Mutterlaugen auf Jod zugute gemacht. – Jod findet in der Teerfarbenindustrie und zur Herstellung photographischer und pharmazeutischer Präparate Anwendung. Ferner in ausgedehnter Weise in der Mikroskopie der Gespinstfasern (auch Papierprüfung), dann als Reagens auf Stärkemehl in der Nahrungsmittelanalyse. Hier dient es ferner noch als ein Unterscheidungsmittel für Fette und Oele, bei welchen man bestimmt, wieviel Jod sie zu absorbieren vermögen (Hüblsche Jodzahl).

Bujard.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 5 Stuttgart, Leipzig 1907., S. 234.
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