Jod

[899] Jod (vom grch. ioeidēs, d.i. veilchenblau; chem. Zeichen J), zu den Halogenen gehöriges, von Courtois 1811 entdecktes chem. Element, findet sich spurenweise im Meerwasser, angereichert in Meerpflanzen, in vielen Salzquellen und Mineralwässern und in der Schilddrüse, wird fabrikmäßig aus den eingeäscherten Seealgen durch Ausziehen der Asche (Kelp, s.d.) mit Wasser, Eindampfen der Jodlaugen und Destillation mit Braunstein und Schwefelsäure, jetzt meist aus den Mutterlaugen des rohen Chilesalpeters gewonnen. J. bildet schwarzgraue, metallglänzende Kristalle, hat einen eigentümlichen chlorähnlichen, scharfen Geruch und herben Geschmack; spez. Gewicht 4,95, Atomgewicht 125,89; schmilzt bei 114°, siedet über 200°, sublimiert leicht und verwandelt sich schon bei niederer Temperatur in veilchenblauen, schweren Dampf. Es löst sich wenig in Wasser (Jodwasser), leichter in Jodkaliumlösung (Jodjodkaliumlösung), reichlich in Alkohol (Jodtinktur) und Äther mit brauner, in Chloroform und Schwefelkohlenstoff mit violetter Farbe. J. bildet das empfindlichste Reagens auf Stärke, die blau gefärbt wird (Jodstärke). Die Jodpräparate werden in der Medizin gegen Syphilis, Skrofulose, Drüsenleiden etc., äußerlich gegen Kropf, Geschwülste etc. benutzt; übermäßiger Gebrauch kann jedoch schaden (s. Jodvergiftung); technisch dient es in der Teerfarbenfabrikation. Die Verbindungen ähneln denen des Chlors; mit Ammoniak bildet es höchst explosiven Jodstickstoff, mit Phosphor verbindet es sich mit großer Heftigkeit zu Jodphosphor (Phosphorjodid und Phosphorjodür), der durch Wasser zerfällt in phosphorige Säure und Jodwasserstoff, letzterer zur Darstellung organischer Verbindungen und von Jodmetallen (Jodiden und Jodüren, den Chlormetallen ähnlich) verwendet. Mit Sauerstoff bildet J. die Jodsäure, die sich mit Metallen zu meist gut kristallisierbaren Salzen (Jodaten) umsetzt, und die Überjodsäure).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 899.
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