Lackieröfen

[26] Lackieröfen, abschließbare, heizbare Kalten oder Kammern, gemauert oder in Eisenkonstruktion, bestimmt, lackierte Waren aus Metall oder Papiermaché bei höherer Temperatur zu trocknen, wobei dieselben eine durch Lufttrocknung nie zu erreichende Schönheit, Fertigkeit und Härte erlangen.

Die Konstruktion dieser Lackier- oder namentlich Trockenöfen ist verschieden und besteht in der primitivsten Form in einem von Mauerwerk umgebenen Eisenblechkasten, um den die Gase einer Feuerung kommunizieren. Für kleinere Gegenstände, wie kleine Schilde, Tafeln, Tassen, Untersätze u. dergl., können auch Trockenschränke in Gebrauch kommen, die, mehrere nebeneinander angeordnet, durch Dampf, heißes Wasser oder Gas erhitzt werden und sich durch bequeme Form, geringen Aufwand an Brennmaterial und Reinlichkeit auszeichnen.

Lehmann in Dresden baut Lackieröfen, in denen sich Temperaturen bis zu 125 und selbst 200° C. für scharf einzubrennende Lacke erreichen lassen; die Konstruktion verbürgt größte Reinlichkeit und Staubfreiheit, weil sich im Ofen weder Feuer befindet, noch Staub oder Ruß eindringen kann. Die Feuerung liegt auf der Rückseite des Ofens und wird gewöhnlich so angeordnet, daß sie sich überhaupt außerhalb des Lackierraumes befindet. Die Wärme wird durch eine Anzahl unter sich nicht verbundener, an beiden Enden geschweißter und mit Wasser gefüllter eiserner Rohre übertragen. Die Wärmeverteilung ist eine überaus gleichmäßige, der Ofen selbst ausziehbar, so daß die lackierten Waren auf einmal eingeschoben werden können. Hierdurch wird nicht nur erheblich an Zeit gespart, sondern auch die Belästigung der Arbeiter durch den bei hoher Temperatur starken Geruch vermindert. Das gleiche Heizsystem läßt sich auch für seitliche Beschickung der Oefen anwenden und werden in diesem Falle in der Regel mehrere nebeneinander liegende Ofenabteilungen angeordnet und von einer Stelle aus nach[26] Erfordernis auf verschiedene Temperaturen geheizt. Derartig konstruierte Oefen empfehlen sich ganz besonders da, wo verschiedenartige Lackierwaren, z.B. schwarze neben farbigen getrocknet werden sollen und hierbei in den einzelnen, unter sich getrennten Ofenabteilungen verschiedene Temperaturen benötigt werden.

Eine andre Art Trockenöfen sind die begehbaren Kammern mit Dampfheizung, besonders für Blechdruckereien sehr beachtenswert. Die Dampfheizung befindet sich unter dem aus Gitterwerk bestehenden Fußboden der Kammer und bewirkt eine vollständig gleichmäßige, leicht regulierbare Feuerung. Derartige Trockenkammern werden in den größten Dimensionen ausgeführt und kann zur Beheizung sowohl gespannter Kesseldampf als auch der Abdampf der Betriebsmaschine verwendet werden. In Betrieben, wo kein Dampf vorhanden oder verfügbar ist, können derartige Trockenkammern gleichfalls mit Heißwasserheizung ausgestattet werden. S.a. Eisenbahnwagenlackierung, Bd. 3, S. 350.

Andés.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 6 Stuttgart, Leipzig 1908., S. 26-27.
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