Lederschnitt

[113] Lederschnitt, das aus Rindsvachetteleder mittels Handarbeit hergestellte kunstgewerbliche Produkt, das zur Dekoration von Büchereinbänden, Galanterieartikeln, Geschirrteilen, Zimmergeräten, zu Wandbekleidungen und Möbelbezügen verwendet wird. Vgl. Kunstgewerbe.

Die Ornamente und Figuren werden teils eingeritzt zur Erzielung einfacher Flächenmuster, teils durch Treiben von der Rückseite her en relief gestaltet sowie durch Niederpunzen des Grundes hervorgehoben. Man zeichnet die Vorlage auf Pausleinwand und überträgt sie mit Rötel auf die Vorderseite und mit blauem Oelpapier unter Anwendung von Punkturstiften auf dieselbe Stelle der Rückseite. Die Linien auf der Vorderseite werden nun mit spitzem Messer in einer der Zeichnung entsprechenden Haltung bis zur halben Lederstärke eingeschnitten, das Leder angefeuchtet, mit der Vorderseite auf eine weiche dichte Unterlage gelegt und durch Drücken und leichte Hammerschläge die Reliefpartien herausgetrieben. Die entstandenen Vertiefungen werden mit Plastilin, Wachs oder sonstigem bildsamen Material ausgefüllt, nunmehr das Leder von der Vorderseite bearbeitet und durch Niederdrücken des Grundes, eventuell durch Punzen desselben sowie Ausmodellieren des Reliefs die Arbeit vollendet. Durch weitere Zutaten, Bemalung, Vergoldung, Beschläge, wird die künstlerische Wirkung noch gesteigert.


Literatur: Fritzsche, Anleitung und Vorlagen zum Lederschnitt, Leipzig 1889; Büttner, Lederschnitt und Lederplastik, Frankfurt 1892; Saalfeld, Lederschnitt, Papierzeitung 1894, Nr. 92–96; Pralle, Der Lederschnitt als Kunsthandwerk, Halle 1903.

Saalfeld.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 6 Stuttgart, Leipzig 1908., S. 113.
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