Melaphyr

[360] Melaphyr, ein aus Feldspat, Augit und Olivin bestehendes Eruptivgestein der älteren, vortertiären Eruptionsepochen (vgl. Olivindiabas und Basalte).

Als Feldspate sind in der Regel nur kalk- und natronreiche Mischungen der Plagioklase in meist etwas glasiger Ausbildung von Leisten- oder Tafelform vertreten. Der Augit kann durch Enstatit (Enstatitmelaphyr) oder auch durch Bastit vertreten sein. Olivin ist meiß zuerst auskristallisiert und daher in äußerer Kristallbegrenzung vorhanden. Außer diesen Hauptgemengteilen sind noch durchweg Magnet- und Titaneisen, Apatit und bei porphyrischer Ausbildung oft noch eine glasige Zwischenmasse vorhanden. Der reichliche Gehalt an dunkelm Erz gibt den Melaphyren im frischen Zustand ein basaltisches Aussehen und eine schwarze Farbe. Nebensächlich tritt Magnesiaglimmer, auch Quarz auf. Das Gefüge ist entweder rein körnig, wenn die Gemengteile bis auf den Olivin keine äußere Kristallbegrenzung besitzen, oder porphyrisch, wenn außer Olivin noch Augit oder Feldspat oder die beiden letzten sowohl in der Grundmasse als auch in größeren mit bloßem Auge sichtbaren Kristallen oder Einsprenglingen vorhanden sind. Die Grundmasse kann auch glasig sein. Der chemischen Beschaffenheit nach sind die Melaphyre arm an Kieselsäure und Alkalien, dagegen reich an Eisen, Magnesia und Kalk. Die mittlere Zusammensetzung beträgt: 40–55% SiO2, 12–19% Al2O3, 2–10% FeO + Fe2O3, 5–10% MgO, 5–10% CaO, 2–3% K2O, 3–4% Na2O. Das spez. Gew. bewegt sich zwischen 2,7 und 2,9; Die leichte Zersetzbarkeit der Hauptgemengteile macht frische Gesteine selten. In der Regel sind die Gesteine durch Umwandlung braun, rot, gelb gefärbt. Der Feldspat trübt sich, wird zu Kaolin zersetzt, Augit in Kalkspat und Quarz umgewandelt und an Stelle des Olivin tritt eine serpentinähnliche, dunkelgrüne, feinfaserige Substanz (Magnesiasilikat) oder Eisenglanz, die Eisenerze oxydieren sich und gehen in Brauneisenerz über, und als Endprodukt entlieht ein eisenreicher zäher Lehm, die sogenannte Melaphyrwacke. Die Fruchtbarkeit der Melaphyre ist bei hinreichend mächtiger Verwitterungsschicht groß. Die in Melaphyren versickernden Wasser führen zumeist nicht unbeträchtliche Mengen Kalk. Die meisten Melaphyre sind als lavaartige Ergüsse entstanden und infolgedessen blasig ausgebildet. Die bei der Umwandlung gebildeten Zersetzungsprodukte (Kalkspat, Quarz, Achat u.s.w.) füllen die Blasenräume in Form von Mandeln aus und so treten die meisten Melaphyre als Melaphyrmandelsteine auf. Ihr Vorkommen beschränkt sich vorwiegend auf die Eruptionen der Rotliegendzeit, so in Sachsen, Schießen, Harz, Thüringen, Saar-Nahe-Gebiet, Böhmen u.s.w. Als Algovit wird ein olivinfreier, sehr zersetzter Melaphyr aus dem Algäu bezeichnet. In frischem Zustand sind die körnigen Melaphyre sehr gut zu Pflastersteinen zu verwenden; ihr Material ist sehr zäh und bleibt immer rauh. Härte 6. Die porphyrischen und glasigen Gesteine jedoch erhalten als Pflaster rasch glatte, runde Köpfe wie Basalt. Beide Arten werden als Kleinschlag viel verwendet. Als Hochbaumaterial werden Melaphyre ihrer oft inhomogenen Beschaffenheit und geringen Bearbeitungsfähigkeit wegen nur ausnahmsweise für rauhes Mauerwerk gebraucht. Selten lassen sich größere Blöcke gewinnen. Manche Mandelsteine eignen sich zu Wasser- und Dammbauten.


Literatur: Zirkel, F., Lehrbuch der Petrographie, 2. Aufl., Leipzig 1894, Bd. 2, S. 847.

Leppla.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 6 Stuttgart, Leipzig 1908., S. 360.
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