Negativdruck

[599] Negativdruck, graphische Druckverfahren, bei welchen die Schrift (oder Abbildung) in der Farbe des Papieres erscheint, während die Grundfläche die aufgedruckte Farbe zeigt.

In den meisten Fällen kann von der Herstellung einer negativen Originalform (z.B. mittels Negativzeichnung, s. Lithographie, oder Holzschnitt, s. Holzschneidekunst, oder Phototypie, s.d.) abgesehen werden, weil gewöhnlich ein positives Original oder eine positive Druckform vorhanden sind, welche man in folgender Weise benutzen kann: 1. Vom Original in Strichmanier (vgl. Klischee) wird ein photographisches Negativ und von diesem ein abziehbares Diapositiv (z.B. indem man die kopierte, entwickelte, fixierte und getrocknete Trockenplatte in einem Formalinbade gerbt, dann auf einem Nivelliergestell 2 mm hoch mit Gelatine-Glyzerinlösung bedeckt trocknen läßt und endlich nach Einschneiden der Schicht diese abzieht) erzeugt, welches dann ganz so wie sonst das Negativ zur Herstellung eines Buchdruckklischees (s. Phototypie) oder einer Flachdruckform (s. Lithographie, Lichtdruck und Zinkographie) benutzt wird. 2. Man macht (bei gröberen Arbeiten) von der positiven Originalform (Letternsatz, Klischee, Stein u.s.w.) einen Abdruck auf dünnes, sehr transparentes Papier, bestäubt diesen (um ihn opaker zu machen) mit Bronzepulver und kopiert auf eine mit lichtempfindlicher Schicht (Chromateiweiß u.a.) versehene Platte, walzt mit fetter Farbe ein, entwickelt (wobei die Deckschicht an den durch den Abdruck vor Belichtung geschützt gebliebenen Teilen entfernt wird) und ätzt die Bildstellen. 3. Auf einem mit Kleesalz polierten Steine (s. Lithographie) wird von der Positivform ein Umdruck mit magerer (d.i. fettarmer) Druckfarbe vorgenommen, mit Kolophoniumpulver bestäubt, dieses angeschmolzen, der Stein schwach geätzt, entsäuert, mit fetter Tusche übergossen und mit Terpentinöl ausgewaschen. Hierauf nimmt der Fond, nicht aber die durch den Umdruck bedeckt gewesenen Bildstellen (an welchen die fettabstoßende Wirkung äußernde Politur des Steins erhalten blieb) die Druckfarbe an. 4. Von der Positivform wird ein deckender Abdruck auf lichtempfindliches Gelatinepapier gemacht, dieses belichtet, völlig eingeschwärzt und in kaltem Wasser gebadet. Die durch den Aufdruck vor Belichtung geschützten Leimpartien quellen und geben die fette Druckfarbe an eine darübergerollte Samtwalze ab, während die belichteten gegerbten Fondstellen sie festhalten. Nun wird auf Stein-, Aluminium- oder Zinkplatten für Flachdruck (Zink auch für Hochätzungen) umgedruckt. 5. Man macht von der Originalform einen Umdruck auf einen mit lichtempfindlichem Asphalt bedeckten Stein, staubt mit Bronzepulver und belichtet. Die vom Umdruck bedeckten Bildstellen lassen sich sodann in Terpentinöl auswaschen und werden geätzt. 6. Ist die Positivform eine Gravüre, wird sie sorgfältig gereinigt und der trockene Stein mit einer harten Walze eingeschwärzt, wobei die Vertiefungen rein bleiben. Hierauf druckt man um.[599] 7. Man kann auch auf eine Platte Schrift oder sehr grobe Zeichnungen mit pastosen Substanzen aufmalen und die Platte unmittelbar galvanoplastisch oder stereotypisch abformen. Die Kopie dient dann als Druckform (Tachytypie).

A.W. Unger.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 6 Stuttgart, Leipzig 1908., S. 599-600.
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