Papyrographie

[20] Papyrographie, verschiedene Verfahren zur Vervielfältigung von Schriftstücken, Zeichnungen u.s.w. Sie beruhen teils. auf der Verwendung einer hauptsächlich aus Papier bestehenden Druckform oder auf der Benutzung einer papiernen Schablone.

In der Regel bezeichnet man mit Papyrographie (auch Papyrotypie) das Verfahren, eine größere Anzahl desselben Schriftstückes oder desselben Planes u.s.w. dadurch herzustellen, daß man zunächst dünnes »Wachspapier« mit einem Roulettestifte (s. Roulette) auf glatter Unterlage oder mit einem glatten Stahlgriffel auf einer geriffelten Metallunterlage beschreibt oder bezeichnet. Hierbei wird das Papierblatt an den Bildstellen fortlaufend sein durchlocht. Legt man eine solcherart erhaltene Schablone über ein Papierblatt und fährt mit einer Farbwalze darüber, so dringt die Druckfarbe durch die seinen Löcher hindurch auf das darunterliegende Papierblatt, welches sonach einen getreuen Abdruck des Geschriebenen zeigt. Bei dem »Drucken« muß man sich besonderer Apparate bedienen. Die einfacheren (Cyclostyle, Glyphochord, Horograph, Mimeograph, Neostyle, Papyrograph, Trypograph u.s.w.) sind zumeist derart beschaffen, daß die Schablone in einen flachen, auf- und zuklappbaren Rahmen gespannt und durch Kurbelantrieb unter einer Farbwalze, die zugleich als Preß walze fungiert, hindurchgeführt wird, wonach der Rahmen selbsttätig in die Höhe geht, damit das bedruckte Papierblatt gegen ein neues vertauscht werden kann. Die zur Herstellung größerer Auflagen bestimmten Apparate (Roneo-Duplikator, Rotary-Cyclostyle, Rotoneostyle) besitzen z.B. eine unablässig in Rotation zu erhaltende Trommel. Auf dieser ist die Schablone befestigt, und zwar über einem Farbkissen, das von einem im Innern der Trommel angebrachten Farbwerk gespeist wird. Die Wegnahme des bedruckten Blattes und die Hinzuführung des frischen kann völlig automatisch geschehen. Die in der beschriebenen Weise erzeugten Abzüge sind weit besser als die mittels Hektographen (s.d.) angefertigten. Ein besonderer Vorteil ist darin gelegen, daß die Verwendung unvergänglicher Schwärze möglich ist, und ferner, daß von einer Schablone viel mehr Kopien genommen werden können als von einer hektographischen Form.

Eine ganz anders geartete, aber gleichfalls als Papyrographie bezeichnete Methode zur Herstellung einer geringen Anzahl von Kopien (mit Druckfarbe hergestellt) besteht darin, daß[20] man eine papierne Druckform in der Gestalt der photolithographischen sogenannten Fettkopien (s. Lithographie) anfertigt und den umständlichen Feucht- und Einfärbeprozeß genügend oft wiederholt. – Endlich hat man versucht, zum Ersatze von Aluminium- und Zinkplatten Papier im galvanischen Bade mit mehreren äußerst dünnen Metallschichten auf der Vorderseite zu überziehen und die Rückseite mittels Zaponlacks wasserdicht zu machen. Diese Papierbogen sollen dann gleich Metallplatten bei der Herstellung der Druckform behandelt und in Rotationsmaschinen für Flachdruck (s. Steindruckmaschinen) gedruckt werden. – Uebrigens hat schon Senefelder sein Verfahren, den lithographischen Stein durch ein mit mineralischer Schicht versehenes Papier zu ersetzen, Papyrographie genannt. (Vgl. a. Schablonendruck und Steinpapier.)

A.W. Unger.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 7 Stuttgart, Leipzig 1909., S. 20-21.
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