Parallelogramm [2]

[33] Parallelogramm der Geschwindigkeiten, der Beschleunigungen und der Kräfte. Alle gerichteten Größen, zu denen die drei genannten gehören, lassen sich mittels der Parallelogrammkonstruktion in Komponenten zerlegen und aus solchen zusammensetzen. Der Grund liegt darin, daß sich die genannten Größen aus dem Begriff der unendlich kleinen Verschiebung der Reihe nach ableiten lassen und für solche Verschiebungen die Konstruktion ohne weiteres einleuchtend ist.

Die Parallelogrammkonstruktion ergibt auch die absolute Geschwindigkeit v eines Punktes aus seiner Relativgeschwindigkeit vr und der Führungsgeschwindigkeit vf, die der im bewegten System festliegend gedachte Punkt infolge der Bewegung dieses Systems haben würde. Dagegen läßt sich nicht in gleicher Weise die absolute Beschleunigung aus der Relativ- und der Führungsbeschleunigung ableiten; hier tritt nämlich noch die Coriolisbeschleunigung hinzu, die senkrecht auf der Relativgeschwindigkeit und der Momentanachse des bewegten Systems steht Die Coriolisbeschleunigung verschwindet nur, wenn entweder die Drehung des Bezugssystems Null ist oder der bewegte Punkt in relativer Ruhe zum Bezugssystem ist oder sich in der Richtung der Momentanachse des letzteren bewegt. Aehnliches gilt vom Zusammenhang der auf einen Punkt wirkenden absoluten Kraft mit der Relativkraft der Zentripetalkraft des bewegten Systems und der Coriolisschen Kraft. Dabei ist unter Relativkraft jene verbanden, die für sich wirkend bei der Relativgeschwindigkeit als Anfangsgeschwindigkeit die Relativbewegung erzeugen würde. Vgl. Geschwindigkeitskomponenten, Beschleunigung, Bewegung (relative).

Finsterwalder.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 7 Stuttgart, Leipzig 1909., S. 33.
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