Polarlicht [1]

[613] Polarlicht wird eine Form der elektrischen Entladungen in der Atmosphäre genannt, die hauptsächlich in arktischen Gegenden beobachtet wird und aus farbigen (weißen, roten, grünen), beweglichen Lichtgebilden, wie Bögen, Bändern, Draperien, Strahlen, Garben besteht, die sich bei intensiven Nordlichterscheinungen zu einem, Korona genannten, Gesamtbilde vereinigen [1].

Die Höhe der Nordlichter ist durch photogrammetrische Aufnahmen zu etwa 50–300 km festgestellt worden [2]. Das Spektrum zeigt Linien der Edelgase, Krypton, Argon, Xenon, Neon, hauptsächlich aber eine grüne, dem erstgenannten Gase angehörende, die auch in mittleren Breiten mit lichtstarken Spektralapparaten fast stets nachzuweisen ist [3]. – Die geographische Verbreitung der Polarlichter wird durch Linien gleicher Häufigkeit, Isochasmen, dargestellt, die um den Pol geschlossene Kurven bilden und deren Mittelpunkt etwas gegen Grönland verschoben ist. Die Isochasme größter Häufigkeit läuft in ovaler Form über die Hudsonbai, Labrador, die Südspitze Grönlands, Island, Finnmarken, das Karische Meer, Nordsibirien, das nördlich der Beringstraße gelegene Meer und den nördlichsten Teil von Amerika [4].[613] Die Erscheinungen des Nordlichtes zeigen eine 26 tägige, der Sonnenumdrehungsdauer entsprechende und eine elfjährige Periode, welch letztere genau mit der der Sonnenflecken übereinstimmt. – Als Ursachen für die Polarlichter nimmt man das Eindringen von der Sonne abgeschleuderter Elektronen, Kathodenstrahlen, in die obersten Schichten der Atmosphäre an [5], deren Bahnen durch das magnetische Feld der Erde, wie sich rechnerisch nachweisen läßt, nach den Polen hin zusammengedrängt werden. Hierdurch würden auch die magnetischen Störungen erklärt, die besonders bei Polarlichtern strahliger Struktur auftreten und die einem nach der Erde zu gerichteten Elektronenstrom (von der Erde weggerichteten elektrischen Strom) entsprechen. Eine vollkommen befriedigende Theorie existiert noch nicht.


Literatur: [1] A. Paulsen, Acad. Roy. de Danemark, 1906. – [2] C. Strömer, C.R. 150, 24; 1910; 152, 1194; 1911. Meteorol. Zeitschr., 28, 487; 1911. – [3] E. Wiechert, Phys. Zeitschr., 3. 365, 1901. – [4] H. Mohn, Grundzüge der Meteorologie, 5. Aufl., 1898. – [5] K. Birkeland, Expedition norvégienne de 1899/1900; Christiania 1901.

R. Ambronn.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 613-614.
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