Meteorologie [1]

[413] Meteorologie, die Wissenschaft von der Atmosphäre, ihrem Zustande und den ihr innewohnenden Vorgängen.

Der Luftdruck, die Temperatur der Luft, wie auch, mit dieser im Zusammenhang, der Gewässer und des Erdbodens, die Feuchtigkeit der Luft, die Bewegung der Luft, die Hydrometeore, die elektrischen und optischen Erscheinungen der Atmosphäre bilden den Gegenstand ihrer Forschung. Die Ermittlung der physikalischen Ursachen und zumal die analytische Darstellung des Zusammenwirkens der verschiedenen Elemente bei dem Zustandekommen der jeweiligen Witterung stellen eine wesentliche Aufgabe dar. Als praktisches Ziel verfolgt sie die Vervollkommnung der Wettervorhersage und der Sturmprognose zum Wohle der Schiffahrt. Eine Zusammenfassung der meteorologischen Beobachtungen für größere oder kleinere Gebiete der Erde und deren Erläuterung durch die Lehren der theoretischen Meteorologie ist Gegenstand der Klimatologie. Besondere Aufgaben stellen sich die maritime Meteorologie in der Erforschung der atmosphärischen Vorgänge über den Ozeanen, die auch die Meeresströmungen in ihren Bereich zieht, und die forstliche wie die Agrarmeteorologie, welche die Wechselbeziehungen zwischen der Vegetation und den meteorologischen Elementen aufsucht. – Erst die Einführung geeigneter Instrumente verlieh der Meteorologie den Charakter einer Wissenschaft; für ihre Entwicklung war es dann nötig, daß an die Stelle der Einzelbeobachtungen die festen meteorologischen Stationen traten, die heute fast über die ganze Erde ausgebreitet sind. Die Arbeiten von A. v. Humboldt, Dove, Kämtz und Maury waren grundlegend für die Meteorologie; einen späteren bedeutenden Fortschritt bedeutete das Barische Gesetz (s.d.) über die Beziehung zwischen Wind und Luftdruckverteilung. An die Stelle der Verwertung von Mittelwerten trat die synoptische Methode, die Untersuchung des Einzelfalles, wodurch die Grundlage zur Wetterprognose geschaffen wurde, mittels Abstraktion aus der Fülle von Einzelfällen. Vielfachen Erfolg hat die physikalisch-mathematische Behandlung der Vorgänge in der Atmosphäre aufzuweisen, wenn auch das größte Problem, die analytische Darstellung der Bewegung der Atmosphäre, noch keine befriedigende Lösung hat finden können, da die Rechnung nur bei Einführung von vereinfachenden Annahmen durchführbar ist. Da die meteorischen Vorgänge in den unteren Schichten der Atmosphäre in hohem Grade von dem Zustande und den Bewegungen der höheren Luftschichten abhängen, so Hellt deren Erforschung heute eine wichtige Aufgabe der Meteorologie dar, deren Lösung durch möglichst allgemeine Beobachtung der Wolken, genaue Ermittlung ihrer Höhen, Zugrichtung und Geschwindigkeit sowie durch die Verwendung von teils bemannten, teils unbemannten Ballons und von Drachen, die mit Registrierapparaten versehen sind, sowie von Ballons, deren Beobachtung vom Erdboden aus nur zur Ermittlung der Bewegung der Luft, zumal in den höchsten Schichten, dient, in Angriff[413] genommen ist. Diesen Zweig der Meteorologie, der die Zustände und Vorgänge in der Atmosphäre zum Gegenstand hat, bezeichnet man neuerdings als Aerologie. – Neben den Einzelbeobachtungen, die in den meteorologischen Jahrbüchern der Zentralstellen, zum Teil in extenso, zum Teil zu Mittelwerten verarbeitet, publiziert werden, sammelt sich in den synoptischen täglichen Wetterkarten der Zentralstellen ein Schatz von Material an, das der weiteren Bearbeitung harrt.


Literatur: Eine vollständige Zusammenstellung der deutschen meteorologischen Literatur bis 1881 gibt Hellmann, Repertorium der deutschen Meteorologie, Leipzig 1883; Mann, A., Die moderne Meteorologie (aus dem Englischen, Braunschweig 1882); Scott, Elementare Meteorologie (deutsch, Leipzig 1884); Sprung, Lehrbuch der Meteorologie, Hamburg 1885; Ferrel, Recent advances in meteorology, Washington 1886; Mohn, Grundzüge der Meteorologie, 5. Aufl., Berlin 1898; Bebber, van, Lehrbuch der Meteorologie, Stuttgart 1890; Trabert, Meteorologie, 2. Aufl., Leipzig 1901; Waldo, Elementary Meteorology for High Schools and Colleges, New York 1896; Mazelle, Meteorologia ed Oceanografía, Fiume 1898; Hildebrandsson und Teisserenc de Bort, Les bases de la météorologie dynamique, Paris 1898; Angot, Traité élementaire de méteorologie, Paris 1899; Hann, Lehrbuch der Meteorologie, 1. Aufl., Leipzig 1901; 2. Aufl. 1905; Woeikof, Meteorologie, Petersburg 1904 (in russischer Sprache); Trabert, Meteorologie und Klimatologie, Leipzig-Wien 1905; Davis, Elementary meteorology, Boston 1894. – Maritime Meteorologie: Maury, Physical geography of the sea, 2. Aufl., London 1873; Bogoslawski. G. v., und Krümmel, O., Handbuch der Ozeanographie, Stuttgart 1884 und 1887; Sugny, de, Eléments de météorologie nautique, Paris 1890; Haus, Grundzüge der Ozeanographie und maritimen Meteorologie, Wien 1891; Deutsche Seewarte, Segelhandbuch für den Atlantischen Ozean, 2. Aufl., Hamburg 1899, mit Atlas, 2. Aufl., Hamburg 1902; Segelhandbuch für den Indischen Ozean Hamburg 1892, mit Atlas 1891; Segelhandbuch für den Stillen Ozean, Hamburg 1897, mit Atlas 1896; Koppen, Grundlinien der maritimen Meteorologie, Hamburg 1899. – Forstliche Meteorologie: Ebermayer, Die physikalischen Einwirkungen des Waldes auf Luft und Boden, Aschaffenburg 1873; Hamberg, De l'influence des forêts sur le climat de la Suède, 5 Teile, Stockholm 1885, 1889, 1896; Liburnau, Lorenz v., Resultate forstlich-meteorolog. Beobachtungen u.s.w., 2 Teile, Wien 1890 und 1892.

Großmann.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 6 Stuttgart, Leipzig 1908., S. 413-414.
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