Schleudergebläse [2]

[681] Schleudergebläse. An Neuerungen von Schleudergebläsen sind folgende zu erwähnen:

C. Schiele in Bockenheim-Frankfurt baut seinen Schmiedeventilator neuerdings in der aus Fig. 1 ersichtlichen Form. Die mittlere Blechscheibe trägt außen die Schaufeln, welche seitlich durch je einen konischen Ring abgedichtet sind, während an den beiden Lufteintrittsstellen noch ein besonderer Eintritts- bezw. Abdichtungsring angeordnet ist, welcher sich mit dem Ventilator dreht. Die Luft bläst aus dem am Umfang stark verengten Schaufelkranz in einen wesentlich größeren und weiteren Diffusor von kreisförmigem Querschnitt aus.

Bei dem Grubenventilator von derselben Firma, Fig. 2, geht die mittlere Trennungsscheibe bis außen, und es liegt der konische Mantel des Ventilators[681] beiderseits dicht an einem, am Mauerwerk beteiligten Ring an. Die Schaufeln dieses Ventilators sind nach vorwärts gekrümmt und laufen am Umfang radial aus. Diese Ventilatoren werden in Größen von 11/4 bis 41/2 m Raddurchmesser gebaut.

Einen einseitig anfangenden Grubenventilator mit ebenfalls vorwärts gekrümmten Schaufeln baut neuerdings die Maschinenbau-A.-G. Hohenzollern in Düsseldorf-Grafenberg, Fig. 3 und 4. Das Flügelrad besteht aus einer kräftigen 18 mm starken Blechscheibe, an welche 48 Flügel von 4 mm Wandstärke angenietet sind. Dieselben sind am äußeren Umfang um 20 Grad nach vorne geneigt, innen dagegen derartig gekrümmt, daß die Luft möglichst ohne Stoß in das Rad eintritt. Die dem Rad entströmende Luft gelangt erst nach dem Durchfließen eines schmalen Zwischendiffusors in den eigentlichen Sammelkanal oder Hauptdiffusor, welcher teils aus Blech hergestellt, teils im Mauerwerk aus Beton gebildet ist. Der beschriebene Ventilator hat 5,4 m äußeren Raddurchmesser, wird durch einen 1500-PS.-Drehstrommotor angetrieben und läuft mit 208–225 Touren in der Minute, hat also eine äußere Umfangsgeschwindigkeit von 59 bis 63,6 m/Sek. Bei einem gleichen Ventilator von 4,5 m Durchmesser auf Zeche »Friedrich der Große« bei Herne sollte die minutliche Luftmenge 6000 cbm bei 231 mm Depression, einer Grubenweite von 2,5 qm bei 225 Touren und einem mechanischen Wirkungsgrad von 83% betragen, während die Abnahmeversuche im Mittel folgendes ergaben: Luftmenge 6140 cbm, Depression 227 mm, Umdrehungszahl des Ventilators 225,1, Kraftbedarf nur 366,5 PS. (statt 370, wie garantiert). Die etwas geringere Depression ist durch die um 140 cbm größere Luftmenge reichlich ausgeglichen, und ist auch der Gesamtwirkungsgrad der Anlage mit im Mittel 75,8% um 1,1% größer als der garantierte von 74,7% [1].

Nach Art des Sirocco-Ventilators sind in neuerer Zeit verschiedene Systeme gebaut worden, so unter anderm von Schiele, Keith, Meidinger & Co. in Basel, der Turbon-Ventilatoren-Gesellschaft in Berlin.

Schiele baut den sogenannten Schrägschaufelventilator, Fig. 5 und 6. Bei demselben sind die einzelnen, mit nacheilender Hinterkante angeordneten Schaufeln entsprechend der Erzeugenden eines Rotationshyperboloids gelagert. Das Flügelrad ist freiliegend auf der Welle gelagert, und bildet die [682] Trommel einen abgestumpften Hohlkegel, an dessen größere Eintrittsöffnung noch ein ebenfalls konischer Einlauftrichter angeordnet ist.

Der von der englischen Blackman-Gesellschaft gebaute Keith-Ventilator, Fig. 7, hat ebenfalls die zahlreichen, schmalen Schaufeln wie der Sirocco-Ventilator, doch unterscheidet er sich von letzterem durch die trapezförmige Schaufelform und die allmähliche Abnahme des äußeren und inneren Raddurchmessers nach innen hin.

Der Ventilator von Meidinger, Fig. 8, besitzt eine zylindrische Trommel wie der Sirocco-Ventilator mit zahlreichen schmalen Schaufeln, außerdem aber eine größere Anzahl von Hilfsschaufeln von trapezförmigem Querschnitt im Innern der Trommel.

Der Ventilator der Turbon-Ventilatoren-Gesellschaft [2], Fig. 9 und 10, zeigt ebenfalls sehr zahlreiche, schmale Schaufeln, doch sind dieselben wellenförmig gekrümmt. Die Trommel ist aus einer Anzahl einzelner Ringe (Fig. 10) zusammengesetzt, welche mit dem äußeren Rand durch achsial verlaufende Spannstangen an der hinteren, massiven Blechwand befestigt sind.

Von neueren Konstruktionen der Turbogebläse und Turbokompressoren sind hervorzuheben diejenigen von Rateau-Brown-Boveri, von Pokorny & Wittekind in Bockenheim, von C.H. Jäger in Leipzig und von der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft in Berlin. – Ihnen allen gemeinsam sind die Umlaufkanäle im Gehäuse und unterscheiden sie sich im wesentlichen durch die Form und Ausbildung der Schaufeln und der Umlaufkanäle.

In Fig. 11 ist ein fünfstufiges Turbogebläse von Rateau abgebildet, welches durch eine, auf derselben Welle sitzenden Dampfturbine angetrieben wird, die Radschaufelkanäle verjüngen sich nach dem Umfang, blasen in einen Kanal von anfangs gleichbleibendem Querschnitt aus, welcher sich nach der Richtungsumkehr um 180° allmählich gegen die Wellenmitte hin erweitert, wodurch eine jedesmalige Umwandlung der kinetischen Energie in statischen Druck bezweckt wird. Näheres s. [3].


Literatur: [1] Näheres s. v. Ihering, Gebläse, 3. Aufl., S. 421. – [2] In Berlin N 20, Badstraße 59. – [3] v. Ihering, Gebläse, 3. Aufl., S. 479, 6. Kap., Die Turbogebläse.

v. Ihering.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 2.
Fig. 3., Fig. 4.
Fig. 3., Fig. 4.
Fig. 5 und 6.
Fig. 5 und 6.
Fig. 7.
Fig. 7.
Fig. 8.
Fig. 8.
Fig. 9., Fig. 10.
Fig. 9., Fig. 10.
Fig. 11.
Fig. 11.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 681-683.
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