Stadtvermessungen

[238] Stadtvermessungen, ins einzelne gehende Vermessungen mit besonderer Berücksichtigung der gesamten Straßen- und Tiefbauanlagen. Sie entsprechen einer exakten Katastervermessung (s.d.) mit Kleintriangulierung, Polygonisierung und Stückvermessung. Hinzu kommt eine spezielle Nivellierung. Die genannten Messungsverfahren sind jedoch den eigenartigen städtischen Verhältnissen anzupassen.

Das Wichtigste über die einzelnen Arbeitsstadien einer städtischen Vermessung sowie die betreffende Literatur s. unter Triangulierung, Polygonisierung, Katastervermessung, Stückvermessung, Nivellierung. Der hohe Wert der städtischen Grundstücke und die Berücksichtigung der vielen Einzelheiten, besonders der Tiefbauanlagen, erfordern eine große Genauigkeit der unmittelbaren Aufmessung. Für die Spezialkarten ist ein solcher Maßstab zu wählen, daß diese Einzelheiten noch deutlich zum Ausdruck gebracht werden können. – Hauptsächlich kommen in Betracht: 1. Spezielle Straßenkarten mit den Hausfronten und allen Tiefbauanlagen etwa in 1 : 100 bis 1 : 250 und die zugehörigen Längen- und Querprofile. 2. Spezialkarten mit Höhenkurven; diese Karten stellen entweder Gebäudekomplexe zwischen Straßenzügen, sogenannte Blöcke, dar und heißen dann Blockkarten, oder nach dem Quadratnetz des Koordinatensystems rechtwinklig begrenzte Sektionen; der Maßstab ist etwa 1 : 200 bis 1 : 500. 3. Uebersichtskarten je nach dem Zweck in 1 : 1000 bis 1 : 2500. 4. Gesamtstadtpläne etwa in 1 : 10000. 5. Außerdem die Fluchtlinien-, und Bebauungspläne sowie die für besondere Zwecke erforderlichen Pläne. Die Anordnung der Vermessung ist verschieden, je nachdem eine vollständige Neuaufnahme erforderlich ist oder das Material der allgemeinen Katastervermessung teilweise zugrunde gelegt werden kann. Auch ist sie davon abhängig, ob die Messung in einem Zuge für das ganze Stadtgebiet oder stückweise je nach dem Bedürfnis allmählich innerhalb eines größeren Zeitraumes ausgeführt werden soll. Die Aufstellung des Bebauungsplanes, Stadterweiterung, Zusammenlegung (Zonenenteignung), städtische Anlagen sind ebenfalls von Einfluß. Hierdurch werden auch wesentlich die Kosten bedingt, über welche allgemeine Angaben nicht möglich sind. Einige Mitteilungen hierüber finden sich in [3]. Im Vergleich zu Messungen im Felde werden die örtlichen Arbeiten infolge des starken Verkehrs in belebten Straßen und der geschlossenen Bauart häufig äußerst schwierig und zeitraubend. – Die Ausführung der städtischen Vermessungsarbeiten, der Neu- und Fortführungsvermessung und die Verwaltung des städtischen Kartenmateriales sind meistens besonderen städtischen Vermessungsämtern übertragen.


Literatur: Eine große Anzahl von Aufsätzen über das städtische Vermessungswesen findet sich in den Fachzeitschriften. Eine Uebersicht über die ganze in Betracht kommende Literatur geben die jährlichen Literaturberichte in [1] Zeitschr. für Vermessungswesen, Stuttgart, woselbst auch Einzelschriften, Veröffentlichungen städtischer Behörden u.s.w. angegeben werden. Die bis 1904 erschienenen Artikel sind übersichtlich zusammengestellt im Inhaltsverzeichnis, Bd. 1–33, S. 173–178. – [2] Als Beispiel für ein größeres, abgeschlossenes und veröffentlichtes Vermessungswerk sei genannt: Stück, Vermessung der freien und Hansestadt Hamburg, 4 Teile, Hamburg 1885–1888. – [3] Abendroth, Allgem. Vermessungsnachrichten, Liebenwerda 1898, S. 42.

(† Reinhertz) Hillmer.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 8 Stuttgart, Leipzig 1910., S. 238.
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