Vierfarbendruck

[796] Vierfarbendruck, die Erzeugung farbiger Reproduktionen durch Uebereinanderdruck von vier Teilbildern.

Gewöhnlich wird der Vierfarbendruck so ausgeübt, daß man den mittels der Dreifarbenphotographie (s.d.) und des autotypischen Verfahrens (s. Autotypie) hergestellten drei Farbenteildruckplatten, die mit gelber, purpurroter und grünblauer Druckfarbe zu drucken sind, noch eine vierte, sogenannte Grauplatte, die mit einer neutral gefärbten Druckfarbe gedruckt wird, hinzufügt. Dies geschieht immer dann, wenn das Original sehr viele graue Flächen besitzt, die bei Anwendung des reinen Dreifarbendruckes (infolge der schwer einzuhaltenden völligen Gleichmäßigkeit des Farbeauftrags bei allen drei Platten) leicht verschiedene dominierende Färbung erhalten. Das Negativ für diese vierte Platte erzeugt man in der Regel durch eine einfache orthochromatische Aufnahme (s. Orthochromasie). Der eben geschilderte Vierfarbendruck stellt also eigentlich nur eine Ergänzung des Dreifarbendrucks dar. – Anders verhält es sich beim Vierfarbendruck, dem die Anwendung der Heringschen Grundfarben: Gelb, Blau, Rot und Grün zugrunde liegt. Die Idee hierzu hat zuerst J.M. Eder in Wien (1896) ausgesprochen. Als Druckpigmente kommen Chromgelb, Krapplack, ein Blau- und ein Grünlack (ultramarinblau der eine, reingrün der andre) in Betracht. Der wichtigste Vorzug dieses Vierfarbendrucks besteht darin, daß neben rein violetten Farbtönen feurig grüne erhalten werden[796] können, was beim Dreifarbendrucke kaum möglich ist. Jedoch ist er nur für Buchdruck mit Autotypieplattendruck, nicht aber für Lichtdruck oder gar für Heliogravüre anwendbar, weil bei diesen beiden fast geschlossene Farbschichten übereinander gelagert kommen, infolgedessen durch die mangelhafte Transparenz der Druckfarben bedeutende »Ueberdeckungsfehler« sich einstellen. Bei der Autotypie dagegen kommen »Punkttöne« (vgl. Pressendruckverfahren, photographische) in Betracht, und es liegen daher in den helleren Mittel- und Lichttönen die einzelnen Farbelemente nebeneinander; die Mischfarbe entsteht dann nicht durch subtraktive Mischung, sondern durch optische Synthese, deren Gesetze analog denen der additiven Farbmischung verlaufen und sehr reine Mischfarben bilden lassen. Die photographische Auslösung jeder der vier Komponenten: Ultramarinblau, Karminrot, Reingelb und Reingrün flößt auf große Schwierigkeiten. Es ist nämlich nicht möglich, der Anforderung zu entsprechen, daß bei jeder der vier Teilaufnahmen eine Farbe wie Weiß, alle drei übrigen aber wie Schwarz sich verhalten; z.B. ist es unmöglich, Grün wie Weiß und Gelb wie Schwarz zu photographieren. Daher sind die erhaltenen Negative mangelhaft, und es muß eine sehr weitgehende Retusche durch »Nachätzen« und Ueberarbeiten der Druckplatten mit Stichel, Polierstahl und Roulette (s.d.) stattfinden. Zur Vermeidung des Moirees (d.i. die Bildung schachbrettartiger Muster beim Uebereinanderdrucken unrichtig untereinander gewinkelter Punkt- oder Strichlagen) muß beim Vierfarbendruck (da die Winkelung eines Kreuzrafters um 30° nur dreimal erfolgen kann; eine vierte ergäbe die Koinzidenz der neuen Rasierstellung mit einer der drei vorhergegangenen) der Raster bei zwei Aufnahmen dieselbe Position einnehmen und durch Verwendung zweier Schlitzblenden (/ und \) jedesmal eine andre der beiden Linienlagen unwirksam gemacht werden.


Literatur: Unger, A.W., Die Herstellung von Büchern, Illustrationen u.s.w., Halle a. S. 1906.

A.W. Unger.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 8 Stuttgart, Leipzig 1910., S. 796-797.
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