Zweitourenmaschinen

[869] Zweitourenmaschinen, Buchdruckpressen, die im Gegensatze zu den Stoppzylindermaschinen, deren Druckzylinder beim Rückgange der Form stillesteht, einen ununterbrochen bewegten Zylinder, der je eine Umdrehung bei der Einfahrt und bei der Rückfahrt der flachen Form vollführt.

Der besondere Vorteil dieser Pressengattung ist darin gelegen, daß während der zweiten Umdrehung des Zylinders der Bogen leicht nach vorne ausgeführt werden kann, wobei der frische Druck weder mit Stäben noch mit Bändern in Berührung kommt, also nicht verschmiert wird (Frontbogenausgang). Während dieser zweiten Tour muß der Zylinder gehoben werden, um nicht mit der zurückkehrenden Form zu kollidieren. Die Maschinen können sehr rasch laufen, da einerseits durch den ununterbrochenen Gang des Zylinders von diesem Massenwiderstände überhaupt nicht ausgelöst werden, während die der hin und her bewegten Form durch Luftpuffer mit Regulierventilen unschädlich gemacht werden. Eine Abart ist die Eintourenmaschine. Sie besitzt einen sehr großen Druckzylinder (dessen Umfang muß der doppelten Weglänge des Formenträgers gleich sein), der auch ununterbrochen bewegt ist, aber während der Hin- und Rückfahrt des Formenträgers nur je eine halbe Umdrehung vollführt. Daher kann an Eintourenmaschinen keine Frontbogenausführung angebracht werden. Jener Mantelteil des Druckzylinders, der über der zurückkehrenden Form abrollt, ist stärker abgedreht, um mit der Form nicht zu kollidieren. Diese Pressen zeichnen sich durch große Einfachheit und Leistungsfähigkeit bei der Herstellung gewöhnlicher Massenauflagen aus, während die Zweitourenmaschinen[869] vermöge ihrer Einrichtungen hauptsächlich für Illustrations- und Farbendruck bestimmt sind. – Bei allen diesen Maschinen mit ununterbrochen rotierendem Druckzylinder kann dieser naturgemäß nicht vom hin und her bewegten Formenträger aus angetrieben werden. Der Antrieb des Zylinders erfolgt vielmehr unmittelbar und gleichförmig. Um nun zumindestens während der Druckphase eine völlige Uebereinstimmung zwischen Form- und Preßkörper-Geschwindigkeit zu erzielen, muß für den Antrieb des Formenträgers die Doppelrechenbewegung (s. Bd. 3, S. 7) benutzt werden.

A.W. Unger.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 869-870.
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