Zyklone [1]

[870] Zyklone (Antizyklone) nennt man die Windsysteme, die sich um die Orte niedrigsten (höchsten) Barometerstandes ausbilden.

Als Ursachen für eine solche Druckverteilung sind zu nennen örtliche Erwärmungen, Kondensationen des Wasserdampfes, wobei die latente Wärme frei wird, oder auch dynamische Druckunterschiede, die aus der wechselnden Geschwindigkeit bewegter Luftströme resultieren. Bildet sich irgendwo ein Gebiet aufsteigender, erwärmter Luftmassen (Minimum), so strömt am Boden von allen Seiten die Luft in Richtung auf dieses zu, um in den höheren Schichten wieder abzufließen. Infolge der Erddrehung werden die strömenden Luftmassen aber in spiralige Bahnen gelenkt, die auf der nördlichen Halbkugel in entgegengesetztem Sinne gedreht sind wie auf der südlichen. Das gleiche gilt für die Gebiete absteigender Luftströme (barometrische Maxima, Antizyklone), wo am Boden die Luft vom Zentrum wegströmt und in den höheren Luftschichten heranfließt. Die schematische Verteilung der Luftströme um die Gebiete höchsten und niedrigsten Luftdruckes auf der nördlichen Halbkugel läßt die nebenstehende Figur, die dem Leitfaden der Witterungskunde von R. Börnstein [1] entnommen ist, gut erkennen; für die südliche Halbkugel würde die Windverteilung das Spiegelbild der gegebenen sein. In Wirklichkeit wird diese Verteilung schon durch das Vorhandensein mehrerer Hochs und Tiefs in der Nachbarschaft der betrachteten mehr oder weniger gestört werden, als allgemeiner Wegweiser für die Vorhersage der Windrichtung aus der augenblicklichen Luftdruckverteilung unter Berücksichtigung der aus der Erfahrung bekannten Zugstraßen der Maxima und Minima aber gute Dienste leisten. Zyklone im speziellen Sinne nennt man die verheerenden Wirbelstürme der Tropen, die sich infolge der intensiven Bestrahlung ausbilden und in deren Zentren sich sehr niedrige Barometerstände nachweisen lassen.


Literatur: J. Hann, Lehrbuch d. Meteorologie, 2. Aufl., 1906. – [1] R. Börnstein, Leitfaden der Wetterkunde, 3. Aufl., Braunschweig 1913. – Klossovsky, Die Grundlagen der Meteorologie (russisch), Odessa 1910. – W. Trabert, Meteorologie, Göschen, 54, 3. Aufl., Leipzig 1909. – Müller-Pouillets, Lehrbuch der Physik und Meteorologie, 10. Aufl., 3. Bd., Kap. 9: Die Wärmeerscheinungen in der Atmosphäre, von J. Hann.

R. Ambronn.

Luftströmungen auf der nördlichen Halbkugel.
Luftströmungen auf der nördlichen Halbkugel.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 870.
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