32.1

[101] In einem Ort gab es Mäuse; wenn man aß, kamen die Mäuse und fraßen die Hälfte des Essens. Da kam ein Fremder, und sie setzten ihm Essen vor; da kamen die Mäuse und fingen an, mit ihm zu essen. Da sagte er zu ihnen: »Wie kommt das?« Sie sagten zu ihm: »Jedesmal, wenn wir essen, kommen sie so.« Er sagte: »Was gebt ihr mir, wenn ich euch etwas bringe und sie vernichte?« Sie sagten: »Wir sammeln dir 2000 Piaster.« Sie[101] sammelten ihm aus dem ganzen Ort 2000 Piaster. Er nahm sie und brachte eine Katze und ließ sie da. Sie fing an zu fressen, bis sie satt war; dann erwürgte sie (die Mäuse) und ließ sie liegen. Sie vernichtete alle Mäuse. Da fing sie an, auf die Bäume zu klettern und Vögel zu fressen. Da fingen die Bewohner des Ortes an zu sagen: »Weh uns, sie hat die Mäuse und Vögel gefressen, nun wird sie die Menschen fressen. Wohlan, wir wollen Zelte auf den Tennen errichten!« Sie errichteten Zelte und wohnten dort und sagten: »Sie geht nicht fort, wenn wir nicht den Ort niederreißen.« Sie fingen an, den Ort niederzureißen, rissen ihn nieder und gingen nach ihren Häusern und sahen sich nach ihr um. Sie war gerade satt, kam herunter und wusch sich. Da sagten sie: »Sie sagt: jetzt werde ich die Großen von euch vor den Kleinen fressen.« Da verbrannten sie alle Bäume. Da fing sie an, auf den Felsen zu klettern. Da kam einer in den Ort und fand ihn zerstört. Er sagte zu ihnen: »Wie kommt das?« Sie sagten: »Einer ist gekommen und hat uns eine Katze gebracht, damit sie die Mäuse fressen sollte; sie hat die Mäuse und Vögel gefressen und will jetzt die Menschen fressen.« Da sagte er: »Was gebt ihr mir, wenn ich sie von hier fortnehme?« Sie sagten: »2000 Piaster.« Sie gaben ihm 2000 Piaster, und er kaufte eine uqīįa Fleisch vom Fleischer, rief sie und ging fort; er tat sie in die Satteltasche und ging fort.

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vgl. o. Nr. 10 S. 34–38.

Quelle:
Bergsträsser, G[otthelf] (Hg.): Neuaramäische Märchen und andere Texte aus Malula. Leipzig: F.A. Brockhaus, 1915, S. 101-102.
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