Argens

[740] Argens (spr-schāng), Jean Baptiste de Boyer, Marquis d', philosoph. Schriftsteller, geb. 24. Juni 1704 zu Air in der Provence, gest. 11. Jan. 1771 unweit Toulon, trat schon früh in den Militärdienst, ward 1734 bei der Belagerung von Kehl verwundet und durch einen Sturz dienstunfähig, nahm seinen Abschied und ging, von seinem Vater enterbt, nach Holland. Hier erschienen seine »Lettres chinoises« (Haag 1739, 5 Bde.; deutsch, Frankf. a. M. 1768–1771), »Lettres cabalistiques« (Haag 1741, 6 Bde.; deutsch, Leipz. 1773–77, 8 Bde.) und »Lettres juives« (am besten Par. 1766; deutsch. Berl. 1770–1783, 6 Bde.), welche die Aufmerksamkeit Friedrichs II. dermaßen erregten, daß er den Verfasser zu sich einlud und 1744 zum Direktor der philosophischen Klasse der Akademie zu Berlin ernannte. Bald war A. der tägliche Gesellschafter des Königs, der ihn seines freimütigen Charakters wegen hochschätzte; vgl. »Correspondance entre Frederic II et le marquis d'A.« (Königsb. u. Par. 1798; deutsch, Königsb. 1798). 1769 kehrte A. nach Frankreich zurück. Er schrieb in der Weise der französischen Freigeister skeptisch, dabei witzig und mit Geschmack, war aber in seinen Urteilen schwankend. Geringen Wert haben seine Romane, in deren einem (»Mémoires et lettres de Mr. le marquis d'A.«, 1735) er seine Liebeshändel erzählt. Bedeutender[740] sind seine »Mémoires secrets de la république des lettres« (Haag 1737), die dann späterhin als »Histoire de l'esprit humain« (Berl. 1765–1768, 14 Bde.) erschienen. In andern Schriften zeigte er sich als erfahrener Kunstkenner u.a. Auch übersetzte er Julians Fragmente wider die Christen, die er ausführlich kommentierte (»Défense du paganisme«, Berl. 1764).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 740-741.
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