Arnauld

[794] Arnauld (spr. -nō), 1) Antoine, berühmter franz. Advokat, geb. 1560 in Paris, gest. 29. Dez. 1619, Sprößling einer alten Familie in der Auvergne, trat auf die Seite Heinrichs IV., dessen Thronrecht er eifrig verfocht, und wurde von ihm zum Generaladvokaten und Staatsrat ernannt. Er verteidigte 1594 die Pariser Universität gegen die Jesuiten in einer berühmten Rede (gedruckt 1594) und richtete 1602 eine Denkschrift an den König (»Mémoire an roi«, gedruckt 1602), um die Rückberufung der Jesuiten zu verhindern. Seine 22 Kinder bildeten den Kern der Jansenisten in Frankreich, die Söhne als Mitglieder der gelehrten Gesellschaft, die Töchter als Nonnen des von A. gestifteten Klosters Port-Royal des Champs. Vgl. Perrens, L'Église et l'Étaten France sous le règne de Henri IV (Par. 1872, 2 Bde.).

2) Antoine, geb. 6. Febr. 1612, gest. 8. Aug. 1694 in Brüssel, jüngster Sohn des vorigen und ein Bruder der heldenmütigen Äbtissin von Port-Royal, Angelika A., machte unter Leitung des Abtes von St.-Cyran, Jean Duvergier de Hauranne, des Hauptes der Jansenisten (s. Jansenismus), theologische Studien, ward 1643 Mitglied der Sorbonne und dann Wortführer der Jansenisten in deren Streitigkeiten mit den Jesuiten, dem Klerus und der Regierung. Aus der Sorbonne ausgestoßen, trat er nach Abschluß des sogen. Friedens zwischen Papst Clemens IX. und den Jansenisten in Paris 1668 aus der Verborgenheit wieder hervor und mit dem damals in Paris verweilenden Leibniz in Verkehr, der ihn vergebens für seine die Vereinigung der katholischen und evangelischen Kirche betreffenden Pläne zu gewinnen suchte. Vor neuen Verfolgungen der Jesuiten floh er in die Niederlande, wo er Streitschriften gegen Jesuiten und Reformierte verfaßte. Seine »Œuvres« erschienen Lausanne 1775 bis 1783 in 48 Bänden; seine Hauptschrift: »Logique de Port-Royal« (1662) zuletzt 1879.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 794.
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