Arnault

[794] Arnault (spr. -nō), Antoine Vincent, franz. Dichter, geb. 22. Jan. 1766 in Paris, gest. 16. Sept. 1834 in Goderville bei Havre, trat 1791 mit dem Trauerspiel »Marius á Minturnes« auf, das seinen Dichterruf begründete. 1797 wurde ihm von Bonaparte die Organisation der Ionischen Inseln übertragen. Nachdem er 1798 seine beste Tragödie: »Blanche et Montcassin, ou les Vénitiens«, zur Ausführung gebracht, wurde er 1800 im Ministerium des Innern als Chef der Abteilung des öffentlichen Unterrichts angestellt. Nach Napoleons Sturz wurde A. vom Institut ausgeschlossen, dem er seit 1799 angehörte, und des Landes verwiesen und durfte erst 1819 zurückkehren. Aus der Verbannung hatte er 1817 seinen »Germanicus« an das Théâtre-Français eingesandt, dessen Ausführung durch Anspielungen auf den Verbannten von St. Helena eine stürmische Demonstration der Liberalen veranlaßte, die das Verbot des Stückes zur Folge hatte. 1829 wurde er von neuem in die Akademie aufgenommen und 1833 zu ihrem beständigen [794] Sekretär ernannt. Als Dramatiker war er ein Anhänger der klassischen Tragödie und Feind der romantischen Schule, der er jedoch nur mittelmäßige Stücke entgegenzusetzen hatte, obgleich er bei seinem Debüt durch kräftige Charakterzeichnung, einfache, klare Handlung und elegante, korrekte Sprache große Hoffnungen erweckt hatte. Weit höher stehen seine satirischen Fabeln und graziösen Gedichte: »Fables et poésies« (1812, vermehrte Aufl. 1825; allgemein bekannt geworden ist das Gedicht: »De la tige détachée«) und die »Souvenirs d'un sexagénaire« (1833, 4 Bde.), die treffliche Charakterzeichnungen und interessante Aufschlüsse über die Geschichte der Zeit bis 1804 enthalten. A. ist der Verfasser einer »Vie politique et militaire de Napoléon« (1822, 3 Bde.), wofür ihm Napoleon ein Legat von 100,000 Frank aussetzte. Seine »Œuvres« erschienen gesammelt in 8 Bänden (Par. 1824–27). – Sein ältester Sohn, Lucien (1787–1863), unter der Julidynastie Präfekt des Ardèchedepartements, ist ebenfalls als Trauerspieldichter aufgetreten, kam dem Vater aber an Talent nicht gleich. Seine dramatischen Werke wurden herausgegeben von François (Par. 1865, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 794-795.
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