Attenuation

[66] Attenuation (lat.), Verdünnung, Schwächung, insbes. die Verminderung des spezifischen Gewichts in einer gärenden Flüssigkeit. Diese enthält Zucker, eiweißartige Stoffe, Salze etc. und ist daher spezifisch schwerer als Wasser. Bei der Gärung wird der Zucker in Alkohol und Kohlensäure zersetzt, und ein Teil der andern gelösten Substanzen scheidet sich ab. Das spezifische Gewicht sinkt mithin, weil die Flüssigkeit an festen Stoffen verarmt, und weil Alkohol leichter ist als Wasser. Bezeichnet p die Aräometeranzeige in der frischen Maische oder Würze der Brennereien, bez. Brauereien und m die Anzeige in der vergornen Flüssigkeit, so ist p-m die scheinbare A. Diese steht in einem gewissen Verhältnis zur Menge des vergornen Zuckers und gestattet, den Gang der Gärung zu verfolgen. Der auf empirischem Wege gefundene Alkoholfaktor a, mit dem man die in Aräometerprozenten ausgedrückte scheinbare A. multiplizieren muß, um den Alkoholgehalt A der Flüssigkeit in Gewichtsprozenten zu erhalten (A = a[p-m]), ist nur für unveränderte Gärungsverhältnisse konstant und hängt ab von der ursprünglichen Konzentration der klaren Maische oder vom Wert p. Für die Zahlen zwischen p = 5 und p = 30 wechselt er zwischen 0,4294 und 0,4810. Er ist ferner abhängig vom Vergärungsgrad und wird erst gegen Ende des Gärungsverlaufskonstant. Vergleicht man die scheinbare A. mit der ursprünglichen Aräometeranzeige, so findet man, welcher Bruchteil der letztern scheinbar verschwunden ist. Dies Verhältnis von p:(p-m), worin man p als Einheit annimmt, nennt man den scheinbaren Vergärungsgrad und bezeichnet ihn mit v; man findet ihn durch das Verhältnis p:(p-m) = l:v, woraus v = (p-m)/p. Vertreibt man den Alkohol aus der vergornen Flüssigkeit durch Kochen und stellt das ursprüngliche Gewicht durch Zusatz von Wasser wieder her, so ergibt das Aräometer den Extraktgehalt n der Flüssigkeit. Die Differenz zwischen dem Extraktgehalt p der unvergornen Flüssigkeit und n, also p-n, gibt die wirkliche A., und aus dieser leitet man den wirklichen Vergärnngsgrad ab. Derselbe besagt, welcher Teil von einem Aräometergrad wirklich durch die Gärung verschwunden ist. Aus dem wirklichen Vergärungsgrad erfährt man unmittelbar den Bruchteil des Maischextrakts, der wirklich in Alkohol übergegangen ist; er gestattet, den Wert verschiedener Maischen und Maischmethoden sehr zuverlässig zu kontrollieren. Die scheinbare A p-m ist stets größer als die wirkliche. Der[66] Unterschied zwischen beiden (p-m)-(p-n) ergibt die Attenuationsdifferenz d = n-m. Man findet ihn, indem man von dem Extraktgehalte der alkoholischen Flüssigkeit n die Aräometerprozente der nur von der Kohlensäure befreiten Flüssigkeit m abzieht; d ist um so größer, je alkoholreicher die Flüssigkeit ist. Dividiert man die scheinbare durch die wirkliche A., so erhält man den Attenuationsquotienten

Tabelle

der nach der verschiedenen Maischkonzentration verschieden groß ist. Er ist höher bei größerer und niedriger bei geringerer Dichtigkeit, aber er ist für ein und dieselbe zuckerhaltige Flüssigkeit in dem spätern Gärungsstadium, wenn die Attenuationsdifferenz sich der Zahl 1 nähert und sie übersteigt, ziemlich konstant. Man benutzt diesen Quotienten für die meisten saccharometrischen Berechnungen. Vgl. Holzner, Die Attenuationslehre (Berl. 1876).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 66-67.
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