Avidität

[201] Avidität (lat., »Gier«), die relative chemische Affinität von Säuren, die Intensität ihrer Kraft, andre Säuren aus deren Verbindungen mit Basen zu verdrängen. Thomson maß die A., indem er die veränderte Wärmetönung bei Zufügung einer Säure zu dem Salz einer andern Säure bestimmte und die Veränderung der Verteilung der Base auf die beiden Säuren aus der vorher durch andre Versuche festgestellten Neutralisationswärme jeder der beiden Säuren mit der angewendeten Base berechnete. Da indes die Wärmetönung der Größe der Affinitätswirkung keineswegs proportional ist, so ist sie auch nicht als wahres Maß der A. anzusehen. Ostwald prüfte die Dichtigkeitsänderungen, die zwei wässerige Lösungen einer Säure und einer Base bei der Mischung, also bei der Bildung des Salzes, erleiden. Auch untersuchte er die Beschleunigung mancher chemischen Prozesse durch die Gegenwart einer Säure. Thomson fand die A. der Salzsäure gleich derjenigen der Salpetersäure und diese = 1 gesetzt, die der Schwefelsäure 0,49, Orthophosphorsäure 0,25, Oxalsäure 0,24, Fluorwasserstoffsäure, Weinsäure, Zitronensäure 0,05, Essigsäure 0,03, Borsäure 0,01 auf Natronhydrat bezogen. Dieser Reihe gehen die von Ostwald gefundenen Reihen ziemlich nahe parallel.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 201.
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