Basen

[423] Basen (v. griech. Basis, s. d.), chemische Verbindungen, die mit Säuren Salze bilden. Die unorganischen B. enthalten neben einem Metall stets Sauerstoff (oder Schwefel) und Wasserstoff, die in Wasser löslichen schmecken alkalisch (laugenhaft) und bläuen rotes Lackmuspapier (reagieren alkalisch). Einwertige Metalle bilden mit nur einer Hydroxylgruppe (OH) einsäurige, monohydrische B., die zweiwertigen Metalle mit zwei Hydroxylgruppen zweisäurige, dihydrische B. etc. Erstere bilden mit 1 Molekül einbasischer Säuren Salze unter Austritt von Wasser:

KOH+HNO3 = KNO3+H2O.

die zweisäurigen B. tun dies mit 1 Molekül zweibasischer oder mit 2 Molekülen einbasischer Säuren:

Ba(OH)2+H2SO4 = BaSO4+2H2O und

Ba(OH)2+2HNO3 = Ba(NO3)2+2H2O.

Die Oxy- oder Sauerstoffbasen heißen Hydroxyde. Die den niedern Sauerstoffverbindungen der Metalle entsprechenden B. nennt man Hydroxydule (Oxydulhydrate, wie Eisenhydroxydul Fe[OH]2), die der sauerstoffreichern Oxydationsstufe entsprechende Hydroxyde (Oxydhydrate, wie Eisenhydroxyd Fe[OH]3). Die monohydrischen B. des Kaliums, Natriums, Lithiums, Cäsiums, Rubidiums und Ammoniums sind löslich und heißen Alkalien, die minder löslichen dihydrischen von Calcium, Baryum, Strontium alkalische Erden. Die schwefelhaltigen oder Sulfobasen, wie das Kaliumhydrosulfür KHS, verhalten sich Sulfosäuren gegenüber wie Sauerstoffbasen gegen Sauerstoffsäuren. Einige schwache B. verhalten sich gegen stärkere wie Säuren und verbinden sich mit ihnen zu salzartigen Verbindungen. So gibt Aluminiumhydroxyd Al(OH)3 mit Säuren Aluminiumsalze, mit starken B. aber Aluminate. Tritt aus einem oder mehreren Molekülen einer Base sämtlicher Wasserstoff mit der nötigen Menge Sauerstoff als Wasser aus, so entsteht ein Basenanhydrid, aus Kaliumhydroxyd 2KHO-H2O = K2O Kaliumoxyd, aus EisenhydroxydulFe(OH)2-H2O = FeO Eisenoxydul.

Organische B. bestehen aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Stickstoff, enthalten oft auch Sauerstoff, Phosphor (Phosphorbasen, Phosphine), Arsen (Arsenbasen, Arsine), Antimon (Antimonbasen, Stibine). Sie sind oft von sehr komplizierter Zusammensetzung und in ihrem Verhalten besonders dem Ammoniak NH3 ähnlich. Viele organische B. finden sich im Pflanzenreich (Alkaloide), andre im tierischen Körper, sie entstehen auf sehr mannigfache Weise, z. B. durch trockne Destillation, wie denn im Steinkohlenteer eine ganze Reihe von B. vorkommt. Man kann die organischen B. betrachten als Ammoniak NH3, in dem 1 oder mehrere Atome Wasserstoff durch Alkoholradikale ersetzt sind. Wird 1 Atom H durch 1 Atom eines einwertigen Alkoholradikals ersetzt,[423] so entsteht eine primäre Aminbase (Amidbase,.Äthylamin NH2[C2H5]); wird noch 1 Atom H durch Äthyl ersetzt, so entsteht eine sekundäre Aminbase (Nitrilbase, Diäthylamin NH[C2H5]2), endlich durch Substitution des letzten Wasserstoffatoms eine tertiäre Aminbase (Nitrilbase, Triäthylamin N[C2H5]3). An der Bildung der sekundären und tertiären Amine können sich auch verschiedene Alkoholradikale beteiligen (Methyläthylamin NH[CH3] [C2H5], Methyläthylphenylamin N[CH3][C2H5] [C5H6]). Den Monaminen gegenüber stehen die Diamine, Triamine, die sich vom Typus 2NH3 oder 3NH3 ableiten. Ammoniumbasen entstehen, wenn im Typus NH4OH 4 Atome Wasserstoff durch Alkoholradikale ersetzt werden (Teträthylammoniunihydroxyd N[C2H5]4OH). Die organischen B. sind fest, flüssig oder gasförmig, teilweise flüchtig, meist in Alkohol löslicher als in Wasser.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 423-424.
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