Aluminiumhydroxyd

[399] Aluminiumhydroxyd (Aluminiumoxydhydrat, Tonerdehydrat) findet sich in der Natur als Diaspor AlO(OH), Hydrargillit Al(OH)3 und mit Eisenoxyd (mitunter auch Titan) als Bauxit Al2O(OH)4. Es wird als farbloser, gallertartiger Niederschlag, der zu einer gummiartigen Masse austrocknet, aus schwefelsaurer Tonerde oder Alaun durch Ammoniak, aus kalter Tonerdenatronlösung durch Kohlensäure, als sehr dichtes Pulver aus Tonerdenatronlösung bei 50° gefällt. Es ist geruch- und geschmacklos, löst sich nicht in Wasser, leicht in Säuren unter Bildung von Aluminium- oder Tonerdesalzen (das natürlich vorkommende A. löst sich in Säuren erst nach schwachem Glühen) und in Kali- und Natronlauge unter Bildung von Kalium- und Natriumaluminat. Derartige Aluminate, in denen A. die Rolle einer Säure spielt, bildet es auch mit andern Basen. Es besitzt in hohem Grade die Eigenschaft, organische Stoffe aus ihren Lösungen niederzureißen. Man benutzt es daher zur Reinigung von Trinkwasser und namentlich zur Darstellung von Farblacken, indem man es in Lösungen von organischen Farbstoffen fällt. Beim Glühen verliert A. Wasser und hinterläßt Aluminiumoxyd. Unterwirft man eine mit A. gesättigte Lösung von Aluminiumchlorid der Dialyse, so erhält man eine Lösung von A., die bald gallertartig erstarrt und beim Erwärmen und bei Zusatz von Säuren und Alkalisalzen A. ausscheidet. Natriumaluminat (Tonerdenatron) Al(ONa)3 wird aus Kryolith (s. d.) oder aus Bauxit dargestellt. Letzterer wird gepulvert, mit Natronlauge gekocht oder mit Soda im Flammofen geschmolzen. Die Schmelze wird ausgelaugt und die geklärte Lösung zur Trockne verdampft. Tonerdenatron ist farblos, löst sich leicht in Wasser, absorbiert an der Luft Feuchtigkeit und Kohlensäure und gibt dann eine trübe Lösung. Durch Kohlensäure, doppeltkohlensaures und essigsaures Natron und durch Salmiak wird es zersetzt. Es dient als Beize in der Färberei und Kattundruckerei, zur Darstellung von Farblacken, Milchglas, reiner Tonerde, künstlichen Steinen, zum Härten von Steinen, zum Leimen des Papiers, zum Verseifen der Fette in der Stearinsäurefabrikation etc. Natriumaluminat wurde 1819 von Macquer und Hausmann und 1832 von Döbereiner besonders den Färbern empfohlen, aber erst das Auftreten des Kryoliths führte zur fabrikmäßigen Darstellung von Tonerdenatron, das zunächst nur auf Soda und schwefelsaure Tonerde verarbeitet wurde. Calciumaluminat spielt beim Erhärten des Zements eine Rolle; Magnesiumaluminat MgAl2O4 kommt als Spinell, Berylliumaluminat BeAl2O4 als Chrysoberyll, Eisenaluminat FeAl2O4 als Pleonast, Zinkaluminat ZnAl2O4 als Gahnit in der Natur vor. Diese Mineralien kann man durch Erhitzen von A. und den entsprechenden Oxyden mit Borsäure (als Lösungsmittel) bei Weißglut künstlich darstellen. Baryumaluminat BaAl2O4, durch Glühen von Schwerspat mit Kohle und Tonerde in überhitztem Wasserdampf dargestellt, dient als Beizmittel in der Färberei.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 399.
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