Baal

[217] Baal (»Herr«) hieß bei den Kanaanäern ursprünglich jeder Gott, den man an einem bestimmten Orte wohnend und wirkend dachte und demgemäß ebendort verehrte. Jeder Ort, jeder Berg hatte seinen B., daher die vielen phönikisch-kanaanäischen geographischen Namen, wie B.-Lebanon, B.-Chermon, B.-Peor u. a.: der Gott ist der »Herr« des betreffenden Ortes. Auch jeder Stamm hatte seinen besondern B. Daneben gab es aber auch einen Gott, welcher »der Herr« in hervorragendem Sinne des Wortes hieß, der Allherr, das im Sonnenball verkörperte männliche, zeugende Prinzip, dessen Ergänzung Astarte (s. d.) ist. Im Alten Testament heißt »der B.« (habbaal) der Stadtgott von Tyrus, worin die allgemeine Bedeutung des Wortes B., »Herr« (vgl. Melkart, »Stadtkönig«), und die spezielle, »Sonnengott«, zur Einheit verschmolzen sind (s. Melkart); soz. B. 1. Kön. 16,31 f., wo erzählt ist, daß der König Ahab den Kultus seiner phönikischen Gemahlin Izebel in das Reich Israel verpflanzt und »dem B.« einen Tempel in Samarien gebaut habe mit einem Baalsaltar, bedient von Hunderten von Priestern. Der Ausdruck Baalspfaffe (für einen heuchlerischen Priester) wurzelt in der Erzählung 1. Kön. 18,19 ff. vom Propheten Elias und den Propheten des B. Grundverschieden von dem kanaanäischen B. ist der babylonische Bel; s. Merodach.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 217.
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