Balaguer [2]

[292] Balaguer (spr. -gēr), Victor, namhafter spanisch-katalonischer Dichter, Historiker und Staatsmann,[292] geb. 11. Dez. 1824, gest. 14. Jan. 1901, studierte in Barcelona die Rechte, beschäftigte sich aber mehr mit dem Studium der katalonischen Geschichte und wurde 1854 Archivar, bald darauf Professor der Geschichte. Seit 1869 Mitglied der Cortes, gehörte er seit 1875 der spanischen Akademie an und hat sich hier wie dort durch Patriotismus, Rednertalent und Unerschrockenheit ausgezeichnet. Vom 11. Okt. 1886 bis 14. Juni 1888 war er Kolonialminister. Als Dichter tat sich B. seit 1844 durch eine stattliche Reihe von Dramen hervor, die dem Stoff nach teils der katalonischen Geschichte, teils dem Altertum entnommen sind und lebhaften Beifall fanden, so besonders: »Don Enrique el Dadivoso«, »Ausías March«, »Juan de Padilla«; »Coriolano«, »La sombra de Cesar«, »Saffo«, »Neron«. Von größerer Originalität und echt volkstümlich sind seine auch katalonisch geschriebenen lyrischen Gedichte, deren beliebteste die Sammlung »Trovador de Montserrat« (Madr. 1850 u. ö.) enthält. Die Ode »La verge le Montserrat« wurde Anlaß, daß man in Barcelona die lange nicht mehr gefeierten »Juegos florales« (»Blumenfeste«) wieder aufnahm, bei denen 1861 B. im Wettstreite drei Preise davontrug. Die katalonische, in Musik gesetzte Trilogie »Los Pirineos« fand großen Widerhall. Eine Sammlung von Legenden und Balladen gab er unter dem Titel: »Primavera del ultimo trovador catalan« heraus. Von seinen NovellenNovelas«, 1891, 2 Bde.) ist »Don Juan de Serrallonga« (5. Aufl. 1875) die gelesenste. Sonstige wichtige Arbeiten sind »Estudios historicos y politicos« (1876), die verdienstliche »Historia de Cataluña« (1886–89, 11 Bde.) sowie eine Geschichte der katalonischen Troubadoure: »Historia politica y literaria de los trovadores« (1878–80, 6 Bde.). Seine Dramen erschienen gesammelt als »Tragedias« (6. Aufl. 1891, im katalon. Urtext und mit kastil. Übersetzung), seine übrigen Dichtungen als »Poesias completas« (1874) und »Obras poeticas« (1880). Eine Gesamtausgabe der Werke erscheint in der »Coleccion de escritores castellanos« (bis 1902: 36 Bände). Eine Biblioteca-Museo B. in Villanueva y Geltrú, mit eigner Monatsschrift, hält sein Andenken lebendig.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 292-293.
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