Baratýnskij

[365] Baratýnskij, Jewgenij Abramowitsch, russ. Dichter, geb. 3. März (19. Febr.) 1800 auf dem Gute Wjashlo (Gouv. Tambow), gest. 11. Juli (29. Juni) 1844 in Neapel, Sohn eines Generalleutnants, wurde im Pagenkorps in St. Petersburg erzogen, aber wegen unbesonnener Jugendstreiche 1815 aus demselben entfernt mit dem Verbot, eine Anstellung im Militärdienst zu suchen. 1818 erhielt er jedoch die Erlaubnis, als Gemeiner in das Leibgardejägerregiment einzutreten. Zwei Jahre später kam er zu einem Regiment nach Finnland, wo er 1825 zum Offizier avancierte, aber bald darauf seinen Abschied nahm, um sich nach Moskau zurückzuziehen und der Literatur zu widmen. Die Abgeschiedenheit und die finnländische Natur hatten B. zum Dichter gemacht; sein erstes größeres Gedicht, die »Eda« (1826), ist ganz durchdrungen von finnischem Wesen. Daneben schrieb er viele lyrische Gedichte, von denen eins, »Der Ball«, mit Puschkins »Graf Nulin« in einem Bändchen erschien. Sein bestes Werk ist »Die Zigeunerin«, ein Sitten- und Liebesgemälde aus der höhern russischen Gesellschaft.[365] Sein Nachruf an Goethe, den er hoch verehrte, erschien 1833 im »Novoselje« in St. Petersburg. Eine Gesamtausgabe seiner Werke erschien in Moskau 1869 (4. Aufl., Kasan 1884). Einzelne seiner Gedichte finden sich in Fiedlers »Russischem Parnaß« (Dresd. 1889) ins Deutsche übersetzt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 365-366.
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